Das Nachrichtenportal Domradio nennt ihn „den einzigen katholischen Youtuber mit relevanter Reichweite“. Unter dem Namen „Lingualpfeife“ erreicht Ludwig Martin Jetschke mit seinen Videos bis zu 800.000 Klicks. Auf die Frage, ob die Kirche beim Thema YouTube gut aufgestellt sei, antwortet Jetschke, die kirchliche Medienarbeit gleiche einer „Einbahnstraße“: „Man pumpt alle möglichen Inhalte raus – Impuls des Tages, Spruch des Tages, das Statement von X und die Predigt von Y, was weiß ich. Gleichzeitig ist man überhaupt nicht darauf vorbereitet, wenn man mal eine Antwort bekommt, um mit den Usern ernsthaft in einen Dialog zu treten oder gar die Vorstellung zu haben, das Internet vielleicht als pastoralen Raum im engeren Sinne zu verstehen.“ Jetschke fügt hinzu: „Frei nach dem Motto: Wenn mir dann jemand schreibt, löst das plötzlich eine Krise aus, weil man irgendwie reagieren muss. Dafür müssen selbstverständlich die Ressourcen da sein.“
Es könne „viel mehr laufen“ wie zum Beispiel internetseelsorge.de, oder in der Netzgemeinde „DA!_Zwischen“. Auch sein eigener Auftritt als „Lingualpfeife“ erfahre keine finanzielle Unterstützung vonseiten der Kirche. Der YouTuber konstatiert: „Wahrscheinlich habe ich so innerhalb von sieben Jahren über YouTube mehr Einfluss auf vor allem junge Leute genommen als mancher Priester bei seinem diamantenen Priesterjubiläum.“ Da frage er sich, warum die Kirche nicht viel stärker Räume nutzt, die sich dank Social Media eröffnen. „Ob man nicht hier Charisma und Amt sozusagen verzahnt und institutionell erfasst, was da in Social Media gerade passiert. Wir hinken da total hinterher.“
In seinem YouTube-Kanal postet Jetschke Video-Mitschnitte von Orgelmusik sowie Interviews und Livestreams. Über 14.000 Personen haben seinen Kanal abonniert.
Kramp-Karrenbauers Reaktion „weniger dramatisch“
Zum YouTuber Rezo, der im Vorfeld der Europawahl in einem Video die CDU kritisiert hatte und damit über zehn Millionen Menschen erreicht hatte, sagt Jetschke, das Verhalten der CDU schätze er als „völlig unprofessionell“ ein. „Als ob das Thema Social Media nie bei denen angekommen wäre. Und dann sieht man, was passiert. Man versucht es auszusitzen, dann passieren Übersprungshandlungen und dann gibt es keine einheitliche Stimme mehr. Jeder sagt etwas anderes. Das haben wir ganz ähnlich auch bei ‚Maria 2.0′ und in der Kirche erlebt.“
Die Reaktion von Kramp-Karrenbauer darauf findet der katholische YouTuber „weniger dramatisch, als es jetzt durch die Medien und Facebook gejagt wurde“. Allerdings habe er es als „Akt der Hilflosigkeit“ empfunden, „weil es eben neues Terrain ist. Diese neue Medienwelt hat nicht nur die CDU noch nicht verstanden“.
Von: Jörn Schumacher