Katholische Kirche zeichnet Coming-Out-Doku aus – und erntet Kritik

Die katholische Kirche hat die Coming-Out-Doku „Wie Gott uns schuf“ mit ihrem Medienpreis ausgezeichnet. Die Initiative hinter dem Film kritisiert, dass es sich dabei nur um eine Imagekampagne und „Pinkwashing“ handele.
ARD-Dokumentation Wie Gott uns schuf

Die ARD-Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“ über das Coming-Out von hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche hat den Katholischen Medienpreis erhalten. Der Münchener Kardinal Reinhard Marx überreichte den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis am Donnerstagabend in Bonn an das Autoren-Team Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny für den von rbb/SWR/NDR beauftragten Beitrag. Die Journalistin und Moderatorin Anne Will nannte den Film in ihrer Laudatio eine „kollektive Erleichterung“ und einen „monumentalen Befreiungsschlag“.

Will rügte in ihrer Laudatio allerdings, dass die Initiative „#OutinChurch“, deren Mitglieder in der Dokumentation auftreten, selbst nicht offiziell zur Preisverleihung eingeladen wurde. „Das, werte katholische Kirche, verstehe ich ehrlich gesagt nicht und es befremdet mich auch ein bisschen“, sagt sie nach Angabem vom Redaktionsnetzwerk Deutchland (RND). Will nannte die Dokumentation „fürwahr großen Film über das spektakulärste Coming-Out der Kirchengeschichte“.

Marx: Kirche muss Journalismus stärken

Die Initiative selbst kritisierte bereits im Vorfeld der Preisverleihung, dass die katholische Kirche die Dokumentation zwar auszeichne, aber nichts gegen die Diskrimierung unternehme, von der der Film erzähle. „Solange seitens der Bischöfe keine konkreten Taten folgen, nimmt #OutInChurch die Verleihung eines Medienpreises als Versuch einer reinen Imagekampagne auf dem Rücken queerer Menschen wahr. Das ist dann nichts anderes als Pinkwashing“, heißt es in der Mitteilung.

Bei der Preisverleihung erklärte Kardinal Marx, Kirche sei in der Verantwortung, „einen wirklich aufklärenden und kritisch-konstruktiven Journalismus zu stärken.“ „Medien schaffen Diskursräume, die die Menschen zusammenführen, sie kritisieren und offenbaren Fehlentwicklungen und Missstände, natürlich auch in der Kirche.“ Funktionierende Medien seien „eine Säule unserer Gesellschaft, die dauerhaften Schieflagen entgegenwirken kann“, erklärte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Er würdigte auch die anderen Preisträgerinnen und Preisträger, die in ihren Beiträgen „berührende und gesellschaftlich relevante Geschichten“ erzählten.

Die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie Radio ging an Britta Rotsch für die Sendung „Der rosa Elefant im Klassenraum“ über Machtmissbrauch in der Schule, die von Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wurde. In seiner Laudatio lobte Stefan Leifert, Leiter des ZDF-Studios München, die Preisträgerin für die Umsetzung ihrer Ich-Geschichte, „eines der heikelsten journalistischen Genres“.

Für seinen in der Wochenzeitung Die Zeit erschienenen Artikel „Mein Zuhause ist Deutschland, trotz allem“ über ein jüdisches Altenheim in Frankfurt am Main erhielt Tobias Scharnagl den mit 2.500 Euro dotierten Preis in der Kategorie Print. Der Autor lasse die in der Einrichtung lebenden und arbeitenden Menschen „gänzlich ohne Vereinnahmungsversuche“ selbst zu Wort kommen, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, in seiner Laudatio.

Mit dem undotierten Sonderpreis der Jury wurde Anja Krug-Metzinger für den Arte-Beitrag „Menschenaffen – Eine Geschichte von Gefühl und Geist“ geehrt. In dem Beitrag gehe die Filmemacherin „der Frage nach, wie sich im Laufe der Evolution Emotionen, moralisches Verhalten und Geist entwickelt haben“, sagte Michaela Pilters, Jurymitglied und Laudatorin.

Der Katholische Medienpreis wird seit 2003 jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM.) vergeben. Ausgezeichnet werden den Angaben zufolge Beiträge, die die „Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen“. In diesem Jahr wurden den Angaben zufolge 173 Beiträge eingereicht und von einer Fachjury gesichtet.

epd
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4 Antworten

  1. „Orientierung an christlichen Werten..“? Naja… Eher ein Abgesang der Katholischen Kirche, stracks der EKD folgend.

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  2. Die Kirche sollte sich stärker auf das Evangelium die Gospel die Psalmen und die Gemeinde fokussieren anstatt auf die diese Erde. Christus hat gesagt dass wir nicht diese Erde folgen und lieben sollen

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  3. Sicher, eine PR- Aktion, dass die Kirche jetzt modern und divers ist, „gehört einfach dazu“ – im Sinne des Zeitgeistes.
    Lästige Fragen nach einem katholischen Lebenswandel braucht kein Personaler in kirchlichen Einrichtungen mehr zu stellen und kein Bewerber mehr zu fürchten.
    Wer aber in einer Einrichtung auf der „katholisch“ draufsteht das „katholische“ auch drinnen sucht, der wird künftig enttäuscht werden.
    Am Ende haben sich nämlich auf der Preisverleihung wie immer die üblichen Verdächtigen nur wieder selbst gefeiert. Bei Sekt und Kanapees war man in der linksliberalen Medien- und Kirchenblase ungestört und unter sich.

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