Kölner Karnevalisten haben einen Umzugswagen zum Thema „Charlie Hebdo“ aus dem Programm genommen. Er zeigte einen Terroristen, der von einem Stift gestoppt wird. Die Ditib begrüßte den Platzverweis zunächst mit Bezug auf muslimische Werte, ruderte dann aber zurück.
Von PRO
Foto: Joachim Rieger | Festkomitee Kölner Karneval
Ein Festwagen zum Thema Charlie Hebdo soll die Stimmung beim Kölner Karneval nicht beeinträchtigen. So erklärten die Verantwortlichen, dass ein solcher Wagen aus dem Programm genommen wurde
Das Thema „Terror in Paris“ bleibt beim Kölner Karneval tabu. Das Festkomitee Kölner Karneval hatte zunächst einen Wagen entworfen, der einen Kölner Jeck mit einem Stift in der Hand zeigt. Er stellt sich einem Terroristen entgegen, der mit Sprengstoffgürtel und Waffe in der Hand auf sein Gegenüber zielt. Der Stift verstopft den Lauf und zu allem Überfluss pinkelt der Comic-Hund Idefix dem Attentäter auch noch ans Bein. Am Mittwochabend dann die Kehrtwende: Wegen Sicherheitsbedenken, wie es zunächst hieß, fahre der Wagen nicht mit. Die Organisatoren teilten später mit: „Einen Persiflagewagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht.“
Es gab viel Kritik an dieser Entscheidung, allen voran beschwerten sich die Karnevalisten selbst via Facebook. Der WDR zitiert den Wagenbauer Jacques Tilly mit den Worten: „Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht alle Selbstmord aus Angst vor dem Tod begehen.“ Kabarettist Dieter Nuhr erklärte, er finde die Entscheidung „lächerlich“ und halte sie für eine „Form von vorauseilendem Gehorsam“. Sogar Bundesjustizminister Heiko Maas protestierte via Twitter: „Aus Angst auf Meinungsfreiheit verzichten, ist genau falsche Reaktion auf Terror.“
Ditib verweist auf muslimische Werte
Der größte deutsche Islamverband Ditib hingegen äußerte sich zunächst erfreut über die Absage. „Ich finde es sehr positiv, dass diese Entscheidung getroffen wurde“, sagte ein Sprecher bei einem Pressefrühstück. Er erwarte, „dass man unseren Werten Respekt“ erweise. Auf die Frage von pro, welche Werte das seien, ruderte die Ditib am Freitag zurück. Man wolle keinen weiteren Kommentar zum Thema abgeben. Der erste Kommentar zur Sache sei „nicht richtig“ gewesen, weil dem Verband Umstände und Grundlage der Entscheidung nicht bekannt gewesen seien. Es bleibe aber dabei: Der gegenseitige Respekt sei zu wahren, auch im Karneval.
Zuvor zeigte sich der Kölner Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Die Grünen) via Facebook befremdet über die erste Äußerung der Ditib: „Wenn Muslime in ihrer Würde verletzt werden, stellen wir uns in Köln immer an ihre Seite. Das ist eine demokratische Selbstverständlichkeit. Die Ditib sollte aber auch für die Meinungsfreiheit, auch für Meinungen, die sie grundfalsch findet, deutlicher eintreten.“ Die Darstellung eines Selbstmordattentäters sei keine Herabsetzung des Islam.
Anders als die Ditib reagierte am Donnerstag der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kızılkaya. „Die Idee, der Waffe mit der Feder zu begegnen, finde ich gut”, erklärte er einem Onlineauftritt namens Migazin. „Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand über diesen Wagen aufgeregt hätte”, sagte er weiter.
Festkomitee kritisiert Medien
Am Freitag meldete sich das Festkomitee dann ebenfalls und erneut zu Wort und kritisierte die Medien: Durch einige Berichte und Spekulationen über Bedrohungsszenarien seien viele Kölner erschreckt worden und hätten sich an das Komitee gewandt. Daraufhin habe das Team reagieren müssen und sich dazu entschieden, den Wagen nicht zuzulassen. „Wir, das Festkomitee Kölner Karneval, reagieren also nicht auf irgendwelche imaginären Drohungen, wir reagieren auf die Ängste und Sorgen von Menschen, die durch einige Medienberichte aufgeschreckt wurden“, heißt es auf deren Facebookseite. (pro)
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