"Ein Christ kann nur nach außen wirken, wenn er sich nach innen hin dem Geheimnis Gottes genähert hat", sagte der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, in einer Predigt. Er kritisierte die mangelnde Kenntnis vieler Christen über ihre eigene Religion und rief zu einem authentischen Glauben an Gott auf. Die "Unkenntnis Christi" bezeichnete Meisner als "anderen Namen für eine fromme Gottlosigkeit". Ökumene sei unter diesen Voraussetzungen nicht möglich, so Meisner. Auch interreligiöser Dialog falle nicht zuletzt deshalb aus, weil Christen nicht mehr Rede und Antwort über die Inhalte ihres Glaubens stehen könnten.
Re-Evangelisierung dringend nötig
Meisner kritisierte außerdem, dass immer mehr Europäer mit der christlichen Botschaft nichts mehr anfangen könnten. "Je mehr sich die Europäer von ihren christlichen Wurzeln trennen, desto mehr fallen sie in eine kollektive Depression. Dagegen hilft allein die Hoffnung auf Christus", sagte er. Die Re-Evangelisierung Europas sei dringend nötig, so der Erzbischof. Und weiter: "Das innerste Wesen, das einen Christen zum Christen macht, ist die Mission." Einen Vorteil sieht er darin, dass heute keine Weltreisen mehr unternommen werden müssten, um Andersgläubige zu erreichen. Muslime seien unsere Nachbarn geworden, so Meisner.
An die Mitglieder der Katholischen Kirche appellierte er: "Wenn wir kein katholisches Profil mehr haben, können wir auch unsere Umwelt nicht mehr prägen." Nach Angaben des Bistums Essen befanden sich unter den mehreren tausend Besuchern auch einige katholische Bischöfe. Der Kardinal forderte außerdem dazu auf, die Religionsfreiheit in Europa zu fördern und zu schützen, da sie Menschenrechte und Toleranz garantiere.
Kardinal Meisner hielt seine Predigt am vergangenen Wochenende im Rahmen des alljährlichen Ludgerusfestes in Essen-Werden.