Bei der Islamisierung Afrikas denke Niebel vor allem "an den breiten Korridor von Mauretanien bis nach Somalia. Dort greifen Fragilität, Islamismus und organisierter Terror mehr und mehr um sich". In diesen Ländern könne die Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen, den Menschen eine Perspektive zu geben. Das mache sie weniger anfällig für Extremismus. Diese Perspektive "kann ihr Selbstbewusstsein stärken, damit sie sich von Extremisten nicht einschüchtern lassen".
Jedoch habe diese Zusammenarbeit auch Grenzen. "Wir haben als erste Regierung einen ‚Menschenrechts-TÜV‘ aufgelegt, der jede Maßnahme nach der Frage beurteilt, ob entsprechende menschenrechtliche Voraussetzungen gegeben sind oder nicht – wobei es sicherlich viele Grauschattierungen gibt. Oft besteht aber die Möglichkeit, regierungsfernere Projekte zu unterstützen und mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zusammenzuarbeiten. Hier kommen auch die Kirchen ins Spiel." Wie das genau geschieht, geht aus dem Interview nicht hervor.
Förderung konfessioneller Hilfswerke
Im Zusammenhang mit seinem aktuellen Kenia-Besuch erläutert Niebel, wie er politische Kräfte stärken will, die gegen Fragilität kämpfen und für den Aufbau von Rechtsstaatlichkeit. "Wir fördern hier Projekte des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) in Kisumu, die Rechtsberatung ermöglichen oder die Menschenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter fördern." Zudem unterstütze das Entwicklungsministerium "schon seit Jahren Projekte der Versöhnungsarbeit und für den Aufbau sozialer Gerechtigkeit, wie sie etwa das Katholische Hilfswerk Misereor durchführt. Die Mittel hierfür haben wir nun um eine Million Euro aufgestockt".
"Ein Ort zum Rekrutieren von Terroristen"
Von Geldunterstützung spricht auch der Schwarzafrika-Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Thomas Scheen, in einem am Dienstag veröffentlichten Kommentar. Darin weist er auf "bescheidene Mittel", unter anderem aus der EU, hin sowie vor allem auf ein "massives militärisches Engagement der Afrikanischen Union", durch welches es gelungen sei, "zumindest die Hauptstadt Mogadischu von den Radikalen zu befreien". In dieser Woche wähle das somalische Parlament einen neuen Präsidenten, "und das auf Grundlage einer neuen Verfassung, die sich ausdrücklich zu einem Mehrparteiensystem und einem moderaten Islam bekennt". Scheen bleibt jedoch skeptisch, ob sich das Schicksal des Landes aufgrund dessen "zum Guten" wendet.
Neben Somalia sei aber Mali das "Zentrum einer unheilvollen Entwicklung". Scheen beschreibt, dass die Terrororganisation "Al Quaida" sich "eine neue Basis" suche. Es solle "ein nur rudimentär organisierter Staat" sein, dessen Strukturen unterwandert werden könnten, welcher eine große muslimische Gemeinschaft habe, in der Terroristennachwuchs rekrutiert werden könne. "Dieser Ort heißt Afrika", konkludiert Scheen.
Der Norden Malis sei seit fast einem halben Jahr fest in der Hand einer Gruppe namens Ansar Din, die eine enge Kooperation mit der Terrorgruppe "Al Qaida im islamischen Maghreb" eingegangen sei. "Diese Terroristen bewegen sich nahezu ungehindert durch die Sahara, sie reisen nach Niger, Tschad, Algerien, Mauretanien und bis in die nördlichen Bundesstaaten von Nigeria", schreibt der Schwarzafrika-Korrespondent. Es gebe zudem zahlreiche Hinweise auf Kontakte zwischen den Terroristen im Sahel, der radialen Sekte Boko Haram in Nigeria und der Al-Shabaab-Miliz in Somalia. Von Ausbildungszentren in Mali und in Niger ist die Rede. Die ausnahmslos muslimischen Journalisten, die bis in die "Hochburgen der Radikalen (…) vorstoßen konnten", berichteten von einer "neuen Internationalen des Terrors" (pro).
Die Sekte Boko Haram agiert in Nigeria. Sie setzt sich unter anderem für die Einführung der Scharia im ganzen Land ein. Welche Auswirkungen das auf Christen in Nigeria hat, lesen Sie in einem ausführlichen Bericht in der Ausgabe 4/2012 des Christlichen Medienmagazins pro. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915151 oder via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de.