„Jyllands Posten“ entgeht Anschlag

Auch Jahre nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" haben radikale Kräfte es noch auf die Redaktion abgesehen: Wie jetzt bekannt wurde, sollte eine Briefbombe die Mitarbeiter verletzen. Unterdessen schwebt eine Karikaturistin in den USA in Lebensgefahr.
Von PRO

Am 10. September war eine Bombe im Kopenhagener Hotel "Jørgensen" explodiert. Schon kurz nach dem versuchten Attentat teilte die Polizei mit, der Sprengsatz sei wohl nur zufällig in einer Toilette des Hauses hochgegangen, ein Verdächtiger war verletzt festgenommen worden. Nun steht Medienberichten zufolge fest: Der Bombenleger, vermutlich ein Tschetschene, hatte es wohl auf die Redaktion der Zeitung "Jyllands Posten" abgesehen. Der Mann habe "aller Wahrscheinlichkeit nach" eine Briefbombe an die Redaktion schicken wollen, sagte der Leiter der Ermittlungen, Svend Foldager, am Freitag laut "Spiegel Online".

Die Bombe – ein mit Sprengstoff und Metallkugeln gefüllter Umschlag – sei bereits fertiggestellt gewesen und habe die Kraft einer Handgranate gehabt. Der Sprengsatz soll Triaceton-Triperoxid (TATP) enthalten haben, ein Material, das auch bei den Terroranschlägen von London 2005 als Zünder gedient hatte.

"Jyllands-Posten" hatte im September 2005 Karikaturen des muslimischen Propheten Mohammed veröffentlicht und damit teils gewalttätige Proteste ausgelöst. Auf den Karikaturisten Kurt Westergaard wurde Anfang des Jahres ein Mordanschlag verübt, dem er aber knapp entging.

Karikaturistin taucht unter

Auch die amerikanische Zeichnerin Molly Norris aus Seattle wird wegen ihrer Mohammed-Karikaturen bedroht. Der Schweizer "Tagesanzeiger" berichtet, dass sie auf Anraten der Polizei untergetaucht ist. Norris hatte erstmals im Mai einen Cartoon veröffentlicht, der eine Gruppe zeigte, die per Plakat zu einem Mohammed-Malwettbewerb aufruft. Daraufhin erklärten Facebook-Nutzer den 20. Mai zum "Zeichne-Mohammed-Tag" und riefen andere User dazu auf, den muslimischen Propheten zu karikieren.

Obwohl Norris sich umgehend von dem Malwettbewerb distanzierte und Muslime weltweit um Entschuldigung bat, wurde sie zum Ziel radikaler Islamisten. Der Chefredakteur der Zeitung "Seattle Weekly", in der Norris Karrikatur zunächst erschienen war, teilte in der vergangenen Woche mit, das FBI habe der Zeichnerin geraten, die Wohnung zu wechseln, ihren Namen zu ändern und ihre alte Identität auszulöschen. Grund sei ein religiöses Gutachten, das im Sommer veröffentlicht wurde. Demnach habe der jemenitisch-amerikanische Geistliche Anwar al-Awlaki Norris zu einem Hauptziel der Islamisten erklärt und gesagt, sie verdiene das Höllenfeuer. (pro)

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