Eine Studie der baptistischen US-Organisation „Lifeway“ hat ergeben: Zwei Drittel der amerikanischen jungen Erwachsenen, die als Teenager regelmäßig eine Kirche besucht haben, kehren Gemeinden im Alter von 18 bis 22 Jahren den Rücken. Offenbar hängen die geringer werdenden Kirchenbesuche direkt mit dem Alter der Christen zusammen. 69 Prozent gaben an, mit 17 Jahren noch regelmäßig in den Gottesdienst gegangen zu sein. Im Alter von 18 waren es nur noch 58 Prozent, mit 19 noch weniger: 40 Prozent. Von den Amerikanern zwischen 20 und 22 Jahren besuchte nur noch ein Drittel den Gottesdienst.
Als Gründe für ihren Austritt gaben fast alle eine Änderung ihrer Lebensumstände an. Drei von vier sagten, der Pastor oder die Kirche seien schuld. Fast genau so viele begründeten die Distanz zur Gemeinde mit ihren religiösen, ethischen oder politischen Überzeugungen. Am häufigsten nannten die jungen Menschen folgende Gründe: Sie seien weggezogen, andere Kirchenmitglieder erschienen ihnen heuchlerisch oder zu sehr richtend, sie fühlten sich nicht mehr mit den Menschen in der Kirche verbunden, sie stimmten nicht mit den politischen Ansichten ihrer Kirche überein oder sie hätten andere berufliche Verpflichtungen. Die Hälfte der Befragten gab an, ihr Antritt der Collegezeit sei mit dem Verlassen der Kirche verknüpft.
Zwei Drittel bleiben weg
Offenbar entscheiden sich viele junge Menschen in den USA jedoch nicht bewusst dazu, eine Kirchenpause einzulegen. Lediglich ein Drittel gab an, nach der Highschool eine gewisse Zeit nicht in eine Gemeinde habe gehen zu wollen. Die restlichen zwei Drittel sagten, es habe sich so ergeben. Von all jenen, die als junge Erwachsene mindestens für ein Jahr aus der Kirche ausgestiegen sind, besucht heute jeder Dritte wieder eine Gemeinde.
Über die Hälfte derjenigen jungen Erwachsenen, die auch im Alter von 18 bis 22 Jahren in der Kirche blieben, sagten, die Kirche spiele eine wichtige Rolle in ihrer Beziehung zu Gott. Ebenso viele räumten der Gemeinde das Recht ein, sie bei Entscheidungen in ihrem Leben zu begleiten. Etwas weniger erklärten, sie folgten mit dem Kirchenbesuch dem Beispiel eines Verwandten, kirchliche Aktivitäten seien ein wichtiger Teil ihres Lebens, die Kirche helfe ihnen, ein besserer Mensch zu werden oder sie fühlten sich der Kirche und ihrer Arbeit verbunden.
Arbeit mit jungen Erwachsenen stärken
„Auf der einen Seite können wir ermutigt sein, dass manche zur Kirche zurückkehren“, zitiert „Lifeway“ seinen Leiter für studentische Arbeit, Ben Trueblood. Aber die Kirche müsse auch wahrnehmen, dass mehr als zwei von dreien nicht wiederkämen. Er plädiert deshalb für eine Stärkung der christlichen Arbeit mit jungen Erwachsenen. Der Fokus vieler Kirchen liege in der Arbeit mit Kindern, Schülern und dann jungen Familien. Die jungen Erwachsenenjahre würden oft ausgeklammert. „Das muss sich ändern.“
Für die Studie befragte „Lifeway“ im Herbst 2017 rund 2.000 Erwachsene zwischen 23 und 30 Jahren. Bereits im Jahr 2007 kam eine Studie zu ähnlichen Ergebnissen.
Von: Anna Lutz