Computerspiele werden vor ihrer Veröffentlichung durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) auf deren Alterstauglichkeit getestet. Für Kinder und Jugendliche ungeeignete Spiele erhalten keine Jugendfreigabe und dürfen nur an Erwachsene verkauft werden. Dennoch fordern Kritiker etwa seit dem Amoklauf in Emsdetten ein Totalverbot von gewalthaltigen Killerspielen, insbesondere von so genannten Ego-Shootern. Pfeiffer leitete ein Projekt des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, das über einen Zeitraum von 18 Monaten die Alterseinstufungen der Computerspiele durch die USK untersucht hatte.
Im Vorfeld des Medientreffpunktes hatte „Der Spiegel“ bereits erste Ergebnisse der noch nicht öffentlichen Studie vorgestellt: Demnach komme es bei der Altersfreigabe von Computerspielen oft zu krassen Fehlern. Die Überprüfung von 72 Gewaltspielen habe ergeben, dass die USK das Mindestalter bei knapp 40 Prozent der Spiele eindeutig zu niedrig angesetzt habe. Rund 20 Prozent der Einstufungen hält das KFN für nur bedingt vertretbar. Die Studie soll in den nächsten Tagen vorgestellt werden.
Pfeiffer kritisiere darin ferner, dass die USK-Prüfer die zahlreichen, oft mehr als 20 Stunden dauernden Spiele gar nicht komplett sichten könnten. Zudem seien sie möglicherweise selbst abgestumpft. Dem widersprach USK-Gutachter und Diplompädagoge Gerald Jörns. Er wies darauf hin, dass die Gutachter der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle bei der Studie der KFN nicht einbezogen und befragt worden seien. Daher sei die Behauptung, die Prüfer seien abgestumpft, eine „Frechheit“. Jörns ist nach eigenen Angaben seit zwölf Jahren Gutachter der USK und arbeitet als Dozent an der Evangelischen Fachhochschule Hannover. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU), der für ein Verbot von so genannten Killer-Spielen eintritt, bewertete die Ergebnisse der Studie als alarmierend.
Jugendschutz im Internet Herausforderung der Zukunft
Auf dem Medientreffpunkt sprach sich Mike Cosse, Leiter Politik bei Microsoft Deutschland, gegen ein totales Verbot von Spielen aus, die für Erwachsene gedacht seien. Bisher seien zwei Microsoft-Spiele in Deutschland verboten worden, dies zeige doch, dass die Rechtslage funktioniere. Es müsse vielmehr um eine bessere Durchsetzung gehen.
Cosse verwies auf die seiner Ansicht nach größere Herausforderung, den Jugendschutz im Internet zu organisieren. Hier sei die Lage viel komplexer und schwieriger. Auch Verena Weigand, Leiterin der Stabsstelle bei der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), warnte vor dem Aufkommen technisch immer besserer Online-Spiele, die nur sehr schwer zu kontrollieren seien. Hier stößt nach ihrer Meinung der bisherige Jugendschutz an seine Grenzen.
Pfeiffer schlug in Leipzig eine Abgabe von 50 Cent auf jedes verkaufte Spiel vor. Das wären 20 Millionen Euro im Jahr für einen Fonds, der effektiv etwas im Jugendschutz tun könne und zum Beispiel den aus seiner Sicht zu geringen Etat der USK aufstocken.