Jürgen Moltmann ist tot

Jürgen Moltmann ist gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Moltmann wurde 98 Jahre alt.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Theologe Jürgen Moltmann ist im Alter von 98 Jahren gestorben

Jürgen Moltmann wurde vor allem bekannt durch seine „Theologie der Hoffnung“, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Jetzt ist der bedeutende Theologe, der in Wuppertal, Bonn und Tübingen gelehrt hat, im Alter von 98 Jahren gestorben.

Moltmann wurde 1926 in Hamburg geboren. Als junger Luftwaffenhelfer erlebte er 1943 das Bombeninferno in seiner Heimatstadt Hamburg. Seine ersten theologischen Studien begann er mit 19 Jahren in britischer Kriegsgefangenschaft. Sein Studium setzte er in Göttingen fort.

Moltmann war zunächst von 1953 bis 1957 Pfarrer in Bremen, ehe er seine wissenschaftliche Karriere antrat. Die längste Zeitspanne lehrte er in Tübingen: von 1967 bis zur Emeritierung 1994 und prägte damit etliche Generationen von Theologen.

Fehrs: Moltmann konnte Theologie für andere verständlich machen

Seine „Theologie der Hoffnung“ galt 1964 als Aufbruch in der Theologie nach dem 2. Weltkrieg. Zwischen 1980 und 1995 legt er die Kernthemen christlicher Theologie in fünf Bänden neu aus: die Lehre von Gott, der Schöpfung, von Jesus Christus, vom Heiligen Geist sowie der Lehre von den letzten Dingen im Leben jedes Menschen, der ganzen Welt und des Kosmos. Als letztes großes Werk gilt seine 2010 erschienene „Ethik der Hoffnung“.

Für die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, ist Moltmann ein „einmaliges Geschenk“ für die evangelische Kirche. Dieser habe „philosophische Traditionen meisterhaft mit Gegenwartsthemen verbunden“. Zudem sei es ihm gelungen, „in für ihn fremden Welten Theologie verständlich zu machen“.

Der gebürtige Hamburger hat insgesamt 16 Ehrendoktortitel erhalten. 2001 erhielt er vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) die Verdienstmedaille des Landes. Bis zuletzt meldete sich Moltmann zu aktuellen politischen Themen zu Wort. So regte er Ende 2021 ein jährliches Gedenken für Corona-Tote an.

Er war 63 Jahre mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, die 2016 starb.

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