Jude, Christ, Komponist: Die „ungebrochene, heile Musikalität“ Felix Mendelssohn Bartholdys

Verehrt und geschmäht: Felix Mendelssohn Bartholdy war einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik. Er hinterließ auch zahlreiche geistliche Werke. Vor 175 Jahren ist er gestorben.
Von Jonathan Steinert

Den „Hochzeitsmarsch“ aus der Schauspielmusik zum „Sommernachtstraum“ haben womöglich viele schon gehört, ohne seinen Urheber zu kennen. Es ist heute sicher eines der bekanntesten Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy. Doch er hat musikalisch sehr viel mehr geschaffen: Mehr als 400 Werke verschiedener Gattungen stammen aus der Feder des Komponisten – von Kammermusik bis hin zu großen Chor- und Orchesterwerken.

Felix Mendelssohn Bartholdy gehört zu den bedeutendsten Komponisten, Dirigenten und Organisten des 19. Jahrhunderts. 1809 wurde er in Hamburg geboren. Er ist ein Enkel des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. Felix‘ Vater ergänzte zu seinem jüdischen Nachnamen den christlichen Namen „Bartholdy“, den auch sein Schwager nach der Taufe angenommen hatte – diesen Namen sollten seine Kinder ebenfalls verwenden. Doch obwohl evangelisch erzogen, getauft und konfirmiert, bekannte sich Felix Mendelssohn Bartholdy immer auch zu seinen jüdischen Wurzeln.

Felix Mendelssohn Bartholdy galt als musikalisches Wunderkind. Er erhielt bereits früh Unterricht am Klavier, an der Geige und Bratsche, sowie Kompositionslehre. Mit neun Jahren trat er erstmals öffentlich auf. 1824 schuf er seine erste Sinfonie, zuvor hatte er schon mehrere kammermusikalische Werke geschrieben. Regelmäßig wurde sonntags in seinem Elternhaus musiziert, wobei der junge Felix mitspielte, dirigierte und auch eigene Stücke aufführte.

Mendelssohn Bartholdy machte sich auch verdient um geistliche Musik. So führte er erstmals nach dem Tod Johann Sebastian Bachs dessen Matthäuspassion wieder auf. Er vertonte zahlreiche Psalmen und komponierte mit den Oratorien „Paulus“ und „Elias“ bedeutende geistliche Werke. In seiner Sinfoniekantate „Lobgesang“ setzt er ebenfalls Psalmverse musikalisch um, in seiner Reformationssinfonie verarbeitet er die Meldodie von Luthers „Ein’ feste Burg ist unser Gott“.

Auch an der Orgel setzte Mendelssohn Bartholdy Maßstäbe, unter anderem mit seinen Interpretationen der Werke Bachs oder mit seinen Improvisationen. In drei seiner eigenen sechs Orgelsonaten verbindet Mendelssohn Bartholdy die Gattungen Sonate und Kirchenlied und schafft damit etwas Neues. Im PRO-Video erklärt der Organist Stefan Zeitz am Beispiel des ersten Satzes der ersten Sonate, was inhaltlich in dieser Musik steckt. Eine „ungebrochene, heile Musikalität“ zeichne Mendelssohn Bartholdys Kompositionen aus, sagt er.

Mendelssohn Bartholdys jüdische Herkunft war jedoch auch Anlass für antisemitische Schmähungen, unter anderem durch den vier Jahre jüngeren Richard Wagner in dessen Pamphlet „Das Judentum in der Musik“. Während des Nationalsozialismus wurde Mendelssohn Bartholdys Musik nicht mehr aufgeführt, das Denkmal, das vor dem Leipziger Gewandhaus an ihn erinnerte, wurde entfernt und eingeschmolzen. Mendelssohn Bartholdys Musik ist von einer besonderen Leichtigkeit und Eleganz geprägt, die seine Kritiker als glatt und oberflächlich herabwürdigten.

Vor 175 Jahren, am 4. November 1847, starb er an einem Schlaganfall in Leipzig – ein halbes Jahr nach seiner Schwester Fanny Hensel, zu der er ein enges Verhältnis hatte und die ebenfalls als Komponistin wirkte. Mit seiner Frau Cécile Charlotte hatte Felix Mendelssohn Bartholdy fünf Kinder.

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Eine Antwort

  1. Felix Mendelssohn-Bartholdy, ein ganz Großer der geistlichen Musik. Für mich nach Bach, aber gemeinsam mit Händel der Größte. Leider ziemlich jung verstorben. Aber sein Werk wird bleiben – für immer.

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