ProSieben-Moderatorin Linda Zervakis hat für ein Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni 2022 auf der Republica in Berlin Geld vom Kanzleramt bekommen. Einem taz-Artikel vom Dienstag zufolge war Zervakis auf der Republica nicht als „unabhängige Journalistin“ aufgetreten, „sondern wurde vom Kanzleramt engagiert – ohne dass das transparent gemacht wurde.“ Das Interview hatte ein kritisches Medienecho hervorgerufen. Unter anderem hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) angemerkt, dass „Scholz eher geschont worden sei“.
Den Recherchen der taz zufolge hat Zervakis eine „Kostenpauschale“ von 1.130,50 Euro vom Kanzleramt erhalten. Ein Regierungssprecher bestätigte die Zahlung – allerdings erst, nachdem die taz die Informationen eigenen Angaben zufolge auf gerichtlichem Weg einzufordern versucht hatte. Noch vor einer Entscheidung vom Verwaltungsgericht hat die Zeitung demnach die geforderten Angaben erhalten. Das Kanzleramt hatte zunächst mit Hinweis auf „Betriebs- und Geschäftsgeheimnis“ die Angaben verweigert. Welche Kosten mit der Pauschale gedeckt werden, bleibt offen. Eine Aufschlüsselung liege beim Kanzleramt nicht vor.
Zervakis‘ Manager: „Kein Honorar“
Nach taz-Angaben werden Moderatoren von den Veranstaltern der Republica „in der Regel überhaupt nicht bezahlt“. Taz-Reporter Sebastian Erb hat eigenen Angaben zufolge bereits selbst einen Vortrag auf der Republica 2019 gehalten und dafür kein Geld, wohl aber kostenlosen Eintritt erhalten.
Vor einem Monat hatte die Zeitung erstmals unter dem Titel „Im Dienst ihres Kanzlers“ über Recherchen zu dem Interview berichtet und geschrieben, dass Scholz sich die Interviewerin „selbst mitgebracht“ habe und diese vom „Kanzleramt ausgesucht und engagiert“ worden sei. Zervakis‘ Manager hatte erklärt, dass die Moderatorin kein Honorar erhalten, sondern lediglich die Kosten erstattet bekommen habe. Zu dem Zeitpunkt hatte die Zeitung jedoch noch keine Informationen über die Höhe der Zahlung. Gegen die Berichterstattung der taz hatte Zervakis presserechtliche Schritte in Betracht gezogen. Ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung wurde nach taz-Angaben Mitte Februar zurückgenommen.
Zervakis‘ Manager legt offenbar Wert darauf zu betonen, dass für die Moderation auf der Republica kein Honorar gezahlt worden sei. Nach Einschätzung der taz handelt es sich bei der Kostenpauschale jedoch „um eine recht hohe Summe, die selbst ein Honorar bei vergleichbaren Moderationen übersteigt“.
„Gab es also die Kosten gar nicht und in Wahrheit geht es doch um ein getarntes Honorar?“, fragt die Zeitung. Zervakis’ Manager dementierte das und gab vor Gericht eine entsprechende eidesstattliche Erklärung ab. Um welche Kosten es sich gehandelt hat, will der Anwalt nicht erklären.