Für Stefan Aust ist „Pressefreiheit auch die Freiheit, dagegenzuhalten, nicht im Chor der Mehrheitsmeinung mitzusingen, unbequem zu sein. Und das ist manchmal durchaus unbequem.“ Das schreibt der Herausgeber der Tageszeitung Die Welt anlässlich des Tages der Pressefreiheit. Er finde es wichtig, dass sein Berufsstand „nicht der Versuchung erliegt, Politik betreiben zu wollen“. Der Bürger habe das Recht, alles zu erfahren. Deswegen sei der Journalist mächtig, „wenn er Erkenntnissen zum Durchbruch verhilft“. Allerdings dürfe er sich dabei nicht zum Sprachrohr der Organisationen machen. Die wichtigste Aufgabe der Journalisten sei es, die „Quellen sorgfältig abzuklären und sich nicht zum publizistischen Handlanger von Interessengruppen zu machen, die zumeist ihre eigene Agenda haben“.
Den Tag der Pressefreiheit gibt es seit 1991. Damals, schreibt Aust, seien freie, pluralistische und unabhängige Medien ein westlich-demokratisches Privileg gewesen. Zwischenzeitlich seien mehr Länder als demokratisch eingestuft worden. Jedoch sehe der Demokratie-Index des Magazins Economist aktuell nur 20 Staaten als vollständige Demokratien an. Deutschland habe sich in der Rangliste auf Platz 13 nach oben verbessert, weil sich die Situation in anderen Ländern verschlechtert habe.
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm sieht freie Medien als essenziell für eine Demokratie an. Viele Reporter weltweit würden bedroht oder gar ermordet, weil sie ihre Arbeit machten, warnte er. Artikel würden zensiert und Reporter „bedroht, inhaftiert, gar ermordet. Weil sie berichtet haben. Weil sie Fragen gestellt haben.“ Er bekunde den Journalisten seinen Respekt, „die unter schwierigsten Bedingungen dennoch ihre journalistische Arbeit“ verrichteten.
„Medien wertschätzen“
Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), wies darauf hin, dass Einschüchterung und Gewalt gegen Journalisten im vergangenen Jahr nach einer kurzen Phase der Beruhigung wieder zugenommen hätten. „Übergriffe gegen Menschen, die frei und unabhängig von Veranstaltungen berichten wollen, sind Angriffe auf die Werte, für die unsere Demokratie steht“, wird sie von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert. Dass Journalisten im Internet offener Hass entgegenschlage und manche Begleitschutz brauchten, um ihrer Arbeit nachzugehen, sei „Anlass zu größter Besorgnis“.
Der Evangelische Medienverband in Sachsen wirbt für Respekt und Verständnis für Medienschaffende. Er sieht eine freie persönliche und öffentliche Meinungsbildung grundsätzlich gefährdet, wenn es keine unabhängige Medienberichterstattung gebe, die den Grundsätzen von Objektivität, Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit verpflichtet sei. Deswegen benötige es auch Respekt vor der „unerlässlichen Funktion von Medien“ und Medienmachern. Der Verband, der die Kirchenzeitung Der Sonntag herausgibt, ruft dazu auf, „auch in Zeiten widerstreitender Meinungen diese Rolle der Medien und der in ihnen tätigen Menschen wertzuschätzen“.
Medien als Voraussetzung für Demokratie
Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), findet: „Die Freiheit der Presse und damit ein unabhängiger Journalismus sind Voraussetzung einer informierten Öffentlichkeit und grundlegend für unsere Demokratie. Die Vielfalt unserer Medienlandschaft erlaubt es den Menschen, sich eine eigene Meinung zu bilden – hiervon profitieren wir alle. Jede autoritäre Herrschaft beginnt damit, Intellektuelle, Kreative und Künstler buchstäblich mundtot zu machen.“
Sie sehe es mit Sorge, wenn Journalisten inhaftiert würden, und hält ein „transnationales Zentrum, das die Pressefreiheit pflegt“, für „dringend notwendig“. Auch die Arbeit des Auslandssenders Deutsche Welle sei angesichts der Bedrohung der Pressefreiheit weltweit notwendiger denn je: „Ihr Angebot ist oftmals die einzige Alternative zu gezielter Desinformation und staatlicher Propaganda.“
Von: Johannes Blöcher-Weil