Jodeln unterm Gipfelkreuz

In der Volksmusik klappt die Ökumene: Gläubige Katholiken wie Oswald Sattler und Angela Wiedl sind zusammen mit Stefanie Hertel, Hanne Haller und anderen protestantischen Kollegen auf der CD-Kollektion "Ein Lied wie ein Gebet" vereint. Die 112 Titel bieten unter anderem das "Ave Maria" in allen denkbaren Variationen.
Von PRO

Dass die Musikanten Oswald Sattler und Angela Wiedl gläubige Katholiken sind, ist kein Geheimnis. Die beiden Veteranen der volkstümlichen Musik geben vor allem zur Weihnachtszeit gerne Konzerte in Kirchen. Auf der CD-Kollektion "Ein Lied wie ein Gebet" von "Reader’s Digest" sind auch Stars wie Heino, Florian Silbereisen, Stefanie Hertel und die Freikirchlerin Hanne Haller mit mehr oder weniger frommen Titeln vertreten. In summa sumarum 112 Liedern werden die Mutter Gottes oder "Die Engel des Mont Blanc" besungen.

"Mal geht’s bergab, mal geht’s bergauf, er passt schon auf mich auf", bekennt etwa Silbereisen in einem Stück mit dem aussagekräftigen Namen "Ich glaube an Gott". "O Maria, schütz die Berge" fordert Astrid Harzbecker, "Der Glockenklang hat Zauberkraft" heißt ein Beitrag von Helly Kumpusch. Der japanischstämmige Jodler Takeo Ischi thematisiert in seinem gleichnamigen Lied "Das Gipfelkreuz am Wendelstein". Besagtes Gipfelkreuz, heißt es darin, habe schon viel "Freud und Leid, zu jeder Zeit" gesehen: "Die Felsenwand, aus Schnee und Eis, die will bezwungen sein. Und wer es schafft, der streichelt stumm, das Gipfelkreuz vom Wendelstein." Das Evangelium klingt irgendwie anders.

Ohnehin bleibt bei dieser Mischung aus Tradition, katholischem Volksbrauchtum und Esoterik nicht mehr viel von der christlichen Botschaft übrig – spätestens, wenn die Hertel-Familie singt "Jeder Baum ist unser Bruder, jeder Bach ist unser Kind, weil wir alle nur ein Teil der Schöpfung sind", rollt der Rezensent mit den Augen.

Käufer der 5 Discs umfassenden CD-Kollektion sollten, um Enttäuschungen vorzubeugen, eine hohe Affinität zum katholischen Glauben mitbringen – neben der Freude an Volksmusik natürlich. In einem 30-Seitigen Begleitheft findet der Musikfreund nicht nur die ausführliche Auflistung aller enthaltenen Titel, sondern auch Aussagen einiger Musiker zu ihrem persönlichen Glauben. Die Musikredaktion des "Reader’s Digest" legt jeder CD-Box sogar noch ein nummeriertes "Qualitäts-Zertifikat" bei, in dem "modernste Herstellungsverfahren" garantiert werden. Ein Fehler hat sich trotz dieser zertifizierten Qualitätskontrolle eingeschlichen: Der sechste und der achtzehnte Titel auf CD Nummer Eins sind identisch. Aber 111 volkstümliche Glaubenslieder sind ja mehr als genug. (pro)

"Ein Lied wie ein Gebet", 5 CDs, Reader’s Digest, 59,90 Euro.

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