Joachim Gauck wird 85

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck feiert am Freitag seinen 85. Geburtstag. Der Theologe und Politiker kämpfte schon früh gegen die Machenschaften des SED-Regimes.
Von Johannes Blöcher-Weil
Joachim Gauck, Marburg, Altbundespräsident

Er war der elfte Bundespräsident Deutschlands – und der Eerste, der aus den neuen Bundesländern stammte. Joachim Gauck wird am 24. Januar 85 Jahre alt und ist nach wie vor ein sehr gefragter Gesprächspartner.

Gauck wurde am 24. Januar 1940 in Rostock geboren und wuchs in der DDR auf. Nach der Schule studierte er Theologie und war bis 1989 Pfarrer in Mecklenburg. In seinen Predigten kritisierte er das DDR-Regime regelmäßig. Das Ministerium für Staatssicherheit beobachtete ihn seit 1974.

Auch die vier Kinder litten unter den Repressionen des Regimes und durften kein Abitur machen. Zwei von ihnen reisten deswegen 1987 in den Westen aus. Ende der 80er Jahre öffnete Gauck als Pfarrer seine Kirche, um für die friedliche Revolution zu kämpfen. Die geschichtlichen Ereignisse brachten ihn schließlich in die Politik.

Bundespräsident im zweiten Anlauf

Gauck war Mitbegründer des Neuen Forums in Rostock. Nach dem Mauerfall war er Abgeordneter von „Bündnis 90“ in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Sein Mandat legte er nieder, als er zum ersten Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen berufen wurde. Die Einrichtung war im Volksmund bald nur noch die Gauck-Behörde.

Deutsches Staatsoberhaupt wurde der Theologe 2012 im zweiten Anlauf. 2010 unterlag er Christian Wulff. Als dieser 2012 zurücktrat, kandidierte Gauck erneut. Ein Bündnis von vier Parteien unterstützte ihn und verschaffte ihm eine breite Mehrheit.

Der Bundespräsident betonte die Chancen der Zuwanderung, mahnte auf dem Höhepunkt der Fluchtbewegung zu mehr Realismus: „Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten, sie sind endlich“, lautet sein wohl wichtigster Satz 2015. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2014 rief er Deutschland dazu auf, mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Dies erfordere manchmal auch einen militärischen Einsatz. Dies sahen etliche als Tabu an.

„Die Bürger ernst nehmen“

Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ attestierte Gauck der deutschen Gesellschaft einmal einen Hunger nach Sinn. Eine langwirkende Diktatur wie die DDR habe zu einer fortwährenden Entmächtigung der Bürger geführt. Bürger müssten sich ernstgenommen fühlen, dann könne auch Identifikation mit dem eigenen Land entstehen.

Für eine zweite Amtszeit kandidierte Gauck nicht mehr. In seinen Büchern meldet er sich aber immer wieder zu Wort. 2019 warb er in „Toleranz“ er für einen weiten Meinungskorridor. 2023 fragte er in seinem Werk „Erschütterungen“, wie die liberale Demokratie Angriffen trotzen kann. Mit der AfD fordert er eine inhaltliche Auseinandersetzung.

Gauck forderte immer wieder die militärische Unterstützung der Ukraine. Die Ablehnung des SED-Regimes und des Kommunismus hatte auch mit seiner Familiengeschichte zu tun. Sein Vater war in russischer Gefangenschaft. Auch das politische Agieren des russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte Gauck regelmäßig.

Gauck besitzt mehrere Ehrendoktor-Titel und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Aus der Ehe mit seiner Frau Hansi, von der er seit 1991 getrennt ist, gingen vier Kinder hervor. Seit 2000 ist Gauck mit der deutschen Journalistin Daniela Schadt liiert.

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