„Kinder aus Armut zu befreien ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“ Das sagte der Direktor von Compassion Deutschland, Steve Volke, bei einem Dankgottesdienst in der Universitätskirche in Marburg. Der deutsche Zweig der internationalen Kinderhilfsorganisation feierte dort sein zehnjähriges Bestehen.
Volke sagte, in diesen zehn Jahren habe das christliche Werk „Berge versetzt“, um Kinder durch Patenschaften aus Armut zu befreien und ihnen Schulbildung und eine hoffnungsvolle Zukunft ermöglichen zu können. Seit dem Start der Arbeit in Deutschland habe Volke für jede abgeschlossene Patenschaft ein Senfkorn in einem Glas gesammelt. Denn schon in der Bibel spreche Jesus davon, dass es nur Glauben, so groß wie ein Senfkorn, brauche, um Berge zu versetzen. Mittlerweile füllten die Körner mehrere Gläser. „Es sind inzwischen 21.000. Alle sind von mir handverlesen in den Gläsern“, sagte Volke.
Der Theologe und Compassion-Botschafter Andreas Malessa sprach in seiner Predigt über die biblische Geschichte von Zachäus ebenfalls davon, dass es eine gemeinsame Aufgabe sei, Kindern weltweit zu helfen. Er ermutigte die Zuhörer, selbst aktiv zu werden, statt nur an sich selbst zu denken, so wie Zachäus es getan hatte, bevor er Jesus traf. Man dürfe nicht „kleinlich“ werden, wenn es um andere geht.
Das betreffe auch das Spenderverhalten. „Auch Sie sind reich“, sagte Malessa. Nach der Armutsstatistik sei jeder Deutsche im Vergleich zu vielen Menschen in anderen Teilen der Welt materiell reich. Das Einsetzen für andere, zum Beispiel durch eine Patenschaft, schenke auch inneren Reichtum: Derjenige, der gebe und sich um andere sorge, wachse charakterlich. Die von vielen Menschen gehegte „Sehnsucht nach Seelenheil“ könne sich dadurch erfüllen. „Lassen Sie sich Ihren Herzenshorizont weiten“, lud Malessa die Zuhörer ein.
Aus der Geschichte von Zachäus folgerte der Theologe: „Jesus macht uns hier und heute, in unserer Industriegesellschaft ein herausforderndes Angebot. Er traut uns zu, Gastgeber der Bedürftigen zu sein.“ Gott begebe sich zu Zachäus auf Augenhöhe. Das sollten die Menschen hier auch für Arme tun: „Aus dem schicken Reihenhaus am Südhang mit Seeblick in die Slums von Nairobi, in die Slums dieser Welt“, sagte Malessa. Dadurch werde schließlich auch Gott selbst erfahrbar. Zachhäus entwickle am Ende der Geschichte einen Sinn für Gerechtigkeit und Nächstenliebe. „Das ist das Ergebnis seiner Begegenung mit Jesus. So eine Begegnung wünsche ich Ihnen“, sagte der Theologe.
Patenkind wird selbst zum Paten
Das ehemalige Compassion-Patenkind Vital Nsengiyumva berichtete von seiner Geschichte. Der heute erwachsene junge Mann wuchs in Ruanda auf als eines von neun Kindern. Sein Vater kam bei dem Genozid 1994 ums Leben. Eine Compassion-Patenschaft habe dem Jungen aus Hunger und Armut herausgeholfen. Außerdem habe er Jesus Christus kennengelernt. Gerade habe er seinen Masterstudium in Wasser-Ingenieurwissenschaften in Stuttgart abgeschlossen. Zusammen mit seiner Frau habe er nun selbst drei Patenkinder bei Compassion. „Gott hat mir soviel gegeben. Und ich fühle die Verantwortung, dass ich auch etwas zurückgeben muss“, sagte er.
Musikalisch gestalteten den Gottesdienst der Liedermacher Manfred Siebald, die Gospel-Musiker Helmut Jost und Ruthild Wilson und die Band Lupid. Siebald spielte ein eigens für diesen Gottesdienst geschriebenes Lied auf einer sogenannten Township Gitarre. Die habe er vor einigen Jahren aus Südafrika mitgebracht. „Dort bauen sie sich ihre Instrumente aus alten Ölkanistern“, sagte er.
Compassion kümmert sich weltweit um Kinder in Armut. Durch sogenannte „Eins-zu-eins-Patenschaften“ kann jeder Pate eines oder mehrere Kinder direkt unterstützen – sowohl finanziell, als auch persönlich mit Briefen. Die Kinder werden in Kinderzentren betreut, wo sie versorgt werden, Bildungsangebote erhalten und von Jesus Christus hören.
Von: Swanhild Zacharias