„Ich kann ohne Jesus nicht sein“, bekennt der Journalist Kilian Trotier in einem am Donnerstag erschienenen Text in der Zeit. Als Kind sei er sonntäglich mit seiner Familie zur Kirche gegangen und habe als Messdiener am Altar gekniet: „Immer, wenn ich nach oben blickte, sah ich ihn: seinen geschundenen Körper, sein zerfurchtes Gesicht, seinen leeren Blick. Die Rippen sprangen ihm aus dem abgemagerten Leib: Jesus, der Retter der Welt, gemartert am Kreuz. Was für eine unglaubliche Geschichte! Was für ein Anspruch für jeden, der dem Sohn Gottes nachfolgen will! Und das wollte ich. Ich war doch Christ. Und bin es noch immer.“
Jesus überfordert mich
Was ihm als Kind einfach erschien, wurde für Trotier als Erwachsener zunehmend schwierig. So zu leben, wie Jesus es lehrte, den Nächsten und sogar die eigenen Feinde zu lieben, sei für ihn zur Herausforderung geworden. Und auch die Frage, warum Gott das Leid in der Welt zulasse, habe ihn eingeholt. Bis ihm im Theologiestudium klar geworden sei: „Ohne Jesus gäbe es für mich keine Idee von Gerechtigkeit und keine Zukunft. Ohne ihn erschiene mir alles schal und vordergründig. Ohne ihn, das spürte ich, kann ich nicht sein.“
Für den Journalisten steht fest: „Ja, ich bin abhängig. Und das auch noch von jemandem, der mich überfordert. Dem ich nicht entkomme, der mich einschränkt und in gewisser Weise kontrolliert.“ Es sei aber diese Abhängigkeit, die ihm Freiheit schenke. „Es plagt mich nicht, wie viel Geld ich verdiene, wo ich wohne, wie supertoll erfüllend mein Job ist, ob ich großartig auftrete, ob ich jedem gefalle. Was mich ausmacht, ist allein die Antwort auf die Frage, wie ich zu meinen Mitmenschen bin. Ob ich ihnen zum Segen werde.“ (pro)
Von: al