Der Animationsfilm „Der König der Könige“ hatte besonders im englischsprachigen Raum schon früh für große Neugier und viele Schlagzeilen gesorgt. Denn in den Sprecherrollen sind viele namhafte Hollywood-Stars vertreten, darunter mehrere Schauspieler der Star Wars-Reihe. Jesus wird von Oscar Isaac (Pilot Poe Dameron aus „Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht“) gesprochen, Mark Hamill (Luke Skywalker) spricht König Herodes. Forest Whitaker (Saw Gerrera aus „Rogue One: A Star Wars Story“) spricht Petrus. In weiteren Rollen zu hören sind Kenneth Branagh, Uma Thurman, Pierce Brosnan und Ben Kingsley.
„Angel Studios“ (bekannt unter anderem durch die Serie „The Chosen“) hat die Vermarktung übernommen. „Der König der Könige“ kam am 11. April in den USA, Kanada, Irland und Großbritannien in die Kinos, am 24. April ist er auch in deutschen Kinos zu sehen.
Grundlage des vom südkoreanischen Studio „Mofac Animation“ produzierten Films ist ein Buch des britischen Schriftstellers Charles Dickens (1812-1870), der vor allem für „David Copperfield“, „Oliver Twist“ und „A Christmas Carol“ bekannt ist. Weniger bekannt ist, dass Dickens auch ein Buch über Jesus schrieb. Es trägt den Titel „Das Leben unseres Herrn Jesus Christus“ („The Life of Our Lord“) und war ausschließlich für seine Kinder bestimmt. Jedes Jahr zu Weihnachten las er ihnen daraus vor.
Imaginäre Besuche im alten Israel mit Katze
„Der König der Könige“ basiert darauf, dass Dickens seinem jüngsten Sohn Walter die „größte Geschichte aller Zeiten“ erzählt. Der ist eigentlich wie besessen von König Artus und dessen Schwert Excalibur und deswegen neugierig auf die Geschichte von einem König, der über allen anderen Königen stehen soll. Der kleine Walter ist zunächst skeptisch, geht es hier doch zunächst so gar nicht um Drachen und magische Schwerter, sondern um ein Baby in einem Stall.
Doch mit der Zeit wird Walter immer mehr hineingezogen in die Geschichte, die ihm sein Vater erzählt. Und das wortwörtlich: Als imaginärer Besucher sind er und sein Vater immer mittendrin im Geschehen, zusammen mit ihrer Katze Willa. Manchmal unterbricht der Junge die Szenerie und stellt seinem Vater Fragen zum Geschehen. Und auch wenn es hier nicht um einen König im herkömmlichen Sinne geht, ist Walter immer mehr fasziniert. „Manche sagen sogar, es sei die größte Geschichte, die jemals erzählt wurde“, erklärt Dickens seinem Sohn. Im Grunde baue ja die Geschichte von König Artus auch nur auf der Bibel auf.
Die Filmemacher haben sich inhaltlich hier und da winzige Freiheiten im Dienste der Dramatik erlaubt. Jesus und Maria etwa werden in ihrem Stall von den Soldaten des Königs aufgespürt. Doch sie können entkommen wegen einer mysteriösen Staubwolke, die sich um den Stall legt – das steht so nicht in der Bibel.
Film orientiert sich – mit einigen Freiheiten – nah am Bibeltext
Und wenn Jesus getauft wird, kommt nicht etwa nur eine Taube vom Himmel, wie es in Matthäus 3 steht, sondern es sind derer gleich Hunderte. Doch insgesamt hält sich der Film nah am Bibeltext. Sogar auf den historischen Kontext haben die Filmemacher geachtet. Der Jerusalemer Tempel etwa entspricht sehr genau der Vorstellung, die sich Historiker nach heutigen Erkenntnissen von ihm machen. Sogar der Platz, an dem der zwölfjährige Jesus im Tempel lehrte, wird hier historisch richtig verortet.
Verglichen mit modernen Pixar-Produktionen hat die Animationstechnik hier vielleicht noch Luft nach oben. Haare oder Tierfelle kann Disney einfach besser. Und die Gesichtszüge sind vielleicht noch nicht ganz so lebendig. Doch insgesamt wirkt alles recht flüssig und lebhaft. Etwas mehr Witz hätte dem Film vielleicht gutgetan.
Solange sich die Handlung außerhalb der Bibel bewegt, haben sich die Macher mehr originelle Spielereien erlaubt. Sobald es aber zurück in den Bibel-Kontext geht, halten sie sich streng ans Original. Das führt ein wenig dazu, dass Jesus insgesamt – anders als bei „The Chosen“ – etwas steif und heilig daherkommt. Etwa so, wie man es aus vielen Jahrzehnten Jesus-Filmen kennt.
„Der König der Könige“ funktioniert vor allem als Kinderfilm gut. Dass man den Film – wie die Pixar-Animationen – auch als Erwachsener besonders unterhaltsam finden könnte, kann man leider nicht behaupten. Dennoch wird dieser Film besonders bei Familien gut ankommen, erzählt er doch auf kindgerechte und unterhaltsame Weise die Geschichte von Jesus und seiner Erlösung durch seinen Opfertod.
„Der König der Könige“, Animationsfilm, Angel Studios, 100 Minuten, ab 24. April im Kino, Regie: Seong-ho Jang