Die gute Nachricht zuerst: Menschen in Deutschland fühlten sich im Jahr 2021 weniger einsam als im ersten Jahr der Corona-Pandemie. Von 30.000 Befragten litten 2020 knapp 30 Prozent unter Einsamkeit. Ein Jahr später waren es noch etwas über elf Prozent. Das ist immer noch mehr als zu Vor-Coronazeiten. 2017 etwa waren es knapp acht Prozent.
Das Bundesfamilienministerium beobachtet die weiterhin hohe Zahl einsamer Menschen dennoch mit Sorge. Denn auch das stellt die vom Ministerium in Auftrag gegebene Datenauswertung fest: Wer einsam ist, hat weniger Vertrauen in politische Institutionen wie das Rechtssystem, den Bundestag oder die Polizei. Und noch mehr: Laut der Studie sind einsame Menschen auch häufiger krank, sowohl physisch wie psychisch.
Junge, Frauen, Erwerbslose und Kranke
Betroffen sind vor allem Menschen über 75 Jahren und – vor allem seit der Pandemie – junge Menschen bis 29. Bei gut zehn Prozent der Älteren ist eine sogenannte Einsamkeitsbelastung messbar. Bei denen zwischen 18 und 29 Jahren sind es rund 14 Prozent. Bis zum Jahr 2013 stieg die Einsamkeitsbelastung zuverlässig mit dem Alter an. Doch schon bis zum Beginn der Pandemie änderte sich das, die Jüngeren überholten die mittleren Alter geringfügig. Corona brachte dann die Wende. Seitdem fühlen sich junge Menschen in Deutschland im Vergleich am häufigsten einsam.
Was von jeher gilt: Frauen sind stärker belastet als Männer – die Daten weisen zwölf beziehungsweise zehn Prozent von ihnen als einsam aus. Die Politik bezeichnet diese geschlechtsspezifischen Unterschiede als „Gender Loneliness Gap“. Weitere Faktoren, die mit Einsamkeit einhergehen, sind laut den Forschern: Erwerbslosigkeit, Armut, Pflegebelastungen etwa durch erkrankte Verwandte oder kleine Kinder, sowie ein Flucht- oder Migrationshintergrund.
Das sogenannte „Einsamkeitsbarometer“ beruht auf Daten einer Langzeiterhebung, des Sozio-ökonomischen Panels. Dafür werden regelmäßig dieselben 30.000 Privathaushalte in Deutschland befragt.
Kirchgang kann helfen
Bleibt die Frage: Was hilft gegen Einsamkeit? Auch da gibt die Studie Antworten: Persönliche Beziehungen helfen, das versteht sich fast von selbst. Das Einsamkeitsbarometer benennt auch Sport als wichtigen Faktor sozialer Teilhabe, Ehrenämter und den Besuch popkultureller oder religiöser Veranstaltungen. Als Herausforderung sehen die Forscher dabei eine wachsende Säkularisierung. Denn dies bedeute, „dass ein wichtiger Teil des einsamkeitspräventiven Angebots, das aktuell über konfessionelle Einrichtungen bereitgestellt wird“, künftig wohl seltener genutzt werde.