Für völlig unzureichend hält der Journalist Henryk M. Broder die Antwort von Heinrich Bedford-Strohm auf die Frage, ob die Corona-Pandemie eine Strafe Gottes sei. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte in einem Beitrag des Magazins Chrismon im Juni geschrieben, dass der Mensch das Leid, „das er unter Missachtung von Gottes Geboten verursacht, nicht Gott in die Schuhe schieben“ solle.
Broder zitiert Bedford-Strohm mit den Worten: „Wir haben die Freiheit, den falschen Weg zu gehen und die guten Gebote Gottes zu missachten. Der richtige Weg ist, Verantwortung zu übernehmen und umzukehren zu einer Lebensweise, die die Würde des Menschen achtet, die Natur schont und solidarisch mit anderen ist.“
Weder für Seelenheil noch für Lebensweise verantwortlich
Diese Argumentation findet Broder „frivol und unsäglich“. Zudem möchte Broder wissen, warum ein gnädiger und allmächtiger Gott nicht eingreife, wenn Menschen unverschuldet Leid erfahren: etwa beim Untergang der Titanic, in Auschwitz, beim Tsunami 2004 oder beim Tod eines dreijährigen Mädchens infolge einer Corona-Infektion.
Gerade das dreijährige Mädchen habe die Wahl gar nicht treffen können, welchen Weg es gehe. In der Corona-Krise auf die Freiheit zwischen „gut und schlecht, richtig und falsch“ hinzuweisen, sei eine „zynische Meisterleistung“, findet Broder. Wenn es Gott gebe, müsse er ein Machtwort sprechen und dürfe Bedford-Strohm nicht gewähren lassen. Der Theologe hatte auch darauf hingewiesen, dass Gott den Menschen die Kraft gebe, an harten Erfahrungen zu wachsen.
Seinen Kommentar beendet Broder mit den Worten: „Wer braucht da noch eine Schutzimpfung? Nur Menschen, die weder an Gott noch an HBS glauben.“ Keinen Bezug hat der Journalist auf Bedford-Strohms Passage genommen: „Aber damit sind nicht alle Fragen beantwortet. Denn es gibt Naturkatastrophen und Krankheiten, die definitiv nicht auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen sind.“
Außerdem erwähnt Broder nicht, in welchem Zusammenhang Bedford-Strohm von einer Verantwortung des Menschen für die Pandemie geschrieben hatte. Tatsächlich bezog sich der Theologe auf das „Entstehen dieser Viruskatastrophe“, bei der der Mensch „mit seinem destruktiven Verhalten gegenüber der Natur“ eine „wichtige Rolle“ gespielt habe.
Von: Johannes Blöcher-Weil