Wie „Spiegel Online“ berichtet, blicken die Autoren zunächst scheinbar neutral auf die Ereignisse zurück, die zum „Karikaturenstreit“ geführt hatten. Die dänische Zeitung „Jyllands Posten“ bezeichnen sie allerdings als „extremistische Kreuzfahrerzeitung“, die der in Dänemark „regierenden Partei“ gehöre. Am Ende des Artikels sprechen sie von einer „Angelegenheit auf internationalem Niveau“. Sie listen europäische Zeitungen auf, welche die Karikaturen nachgedruckt hatten. Darunter sind auch vier deutsche Blätter: „tageszeitung“, „Berliner Zeitung“, „Welt“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Anstiftung zur Vergeltung
Dem „Spiegel“-Bericht zufolge sehen Terror-Experten hinter diesem Artikel eine deutliche Absicht: Die Autoren „wollen potentielle Attentäter zu Vergeltungsakten anstiften“. Brisanter werde die Sonderausgabe des Magazins dadurch, dass die „Ansar al-Sunna“ („Unterstützer des sunnitischen Islam“) eine der aktivsten Terrorgruppen im Irak seien. Sie hätten „belastbare Beziehungen in mehrere europäische Länder“. Der Gründer der Vorläufer-Organisation „Ansar al-Islam“, Mullah Krekar, lebt in Norwegen. In Italien und auch in Deutschland haben Ermittler in den vergangenen Jahren mehrere Vertreter der Terrorgruppe ausfindig gemacht, die militante Araber auf illegalen Wegen in den und aus dem Irak brachten.
In dem irakischen Magazin-Artikel heißt es: „Es ist unsere Pflicht, die Anstrengungen zu verstärken, das fehlerhafte Denken einiger Moslems zu korrigieren und zu zeigen, was die ‚Religion der Demokratie‘ bedeutet.“ Die Kämpfer hätten die Aufgabe, „dem Weg des Propheten zu folgen und den Kampf gegen die Feinde der Religion aufzunehmen“.
Prinzip wie bei Bin Laden
Laut „Spiegel Online“ wenden die Autoren ein Prinzip an, nach dem auch Terrorführer Osama Bin Laden und sein Stellvertreter Aiman al-Sawahiri bereits gehandelt haben: sie fordern Moslems durch allgemeine Andeutungen auf, Anschläge zu verüben. So sagte Al-Sawahiri vor einigen Wochen mit Bezug auf die Beleidigung Mohammeds durch die Karikaturen: „Dieser Angriff verlangt uns eine riskante Entscheidung ab: Sind wir oder sind wir nicht bereit, uns selbst und das, was wir besitzen, auf dem Wege Allahs als Opfer zu bringen?“ Als Beispiele für die Bestrafung des Westens führte er die Attentate von New York, London und Madrid an.
In ähnlicher Weise rief Bin Laden mit einem Tonband zur Unterstützung des Propheten auf. Diejenigen müssten bestraft werden, die „für dieses schreckliche Verbrechen verantwortlich sind, das von einigen Kreuzfahrer-Journalisten und vom Glauben Abgefallenen ausgeführt wurde“.
Im Westen mag der Karikaturenstreit schnell in Vergessenheit geraten. Doch in der islamischen Welt könnte er noch lange als Vorwand für Terroranschläge dienen.