Inszenierter Gandhi des Islam

Für die einen ist die islamische "Gülen"-Bewegung eine moderne religiöse Gruppe – und für die anderen eine Sekte wie Scientology. Der "Spiegel" hat sich nun mit ihrem Gründer und Prediger Fethullah Gülen beschäftigt und zeigt ihn als verbissenen Feind des Westens.

Von PRO

Die Marburger Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann nennt die "Gülen"-Bewegung im "Spiegel" die "wichtigste und gefährlichste islamistische Bewegung in Deutschland". Laut dem Nachrichtenmagazin betreibt sie mehr als hundert Bildungseinrichtungen, hat 15 "Dialogvereine" gegründet, organisiert Konferenzen und Reisen in die Türkei. Gülen-Anhänger verlegten "Zaman", die auflagenstärkste Zeitung der Türkei, die Monatszeitschrift "Die Fontäne" und betrieben zwei Fernsehsender. Hochrangige Politiker wie die Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth (CDU), der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) oder Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) stünden mit der "Gülen"-Bewegung in Verbindung.

Fethullah Gülen selbst gelte bei vielen als liberal, inszeniere sich als "Gandhi des Islam", schreibt der "Spiegel". So habe er das Mantra "Baut Schulen statt Moscheen" ausgerufen. Doch er sehe den Westen klar als Feind. Türken, die sich Europa öffneten, seien laut ihm Schmarotzer. In einer Predigt habe er seine Anhänger einst aufgefordert, den türkischen Staat zu unterwandern: "Ihr müsst in die Arterien des Systems eindringen, ohne dabei bemerkt zu werden. Ihr müsst warten, bis der richtige Moment gekommen ist, bis ihr die gesamte Staatsmacht an euch gerissen habt." Wegen dieser Worte musste er 1999 aus der Türkei fliehen und lebt nun in den USA. Seine Gemeinde agiere verdeckt und ziehe ihre Anhänger auf der ganzen Welt in sogenannten "Lichthäusern" heran, einer Mischung aus Wohngemeinschaft und Koranschule. Gülen sei eine Art Guru, der keinen Widerspruch dulde. Er träume von einem Zeitalter, in dem der Islam über den Westen herrscht.

Serkan Öz nennt sich einer der ehemaligen Anhänger Gülens im "Spiegel". Er berichtet vom Leben im "Lichthaus". "Wir wurden wie in einem Gefängnis bewacht", sagt er, der Tagesablauf sei exakt vorgegeben gewesen. Täglich las man im Koran und in den Schriften Gülens. Allein in Berlin gebe es zwei Dutzend Lichthäuser. Sie seien ein oft kostenloses zu Hause, in dem die Bewohner ihr Leben dem Islam widmeten. Auch Missionierung sei vorgesehen. Dazu zitiert der "Spiegel" aus einer von Gülens Schriften: "Mit der Geduld einer Spinne legen wir unser Netz, bis sich Menschen darin verfangen." (pro)

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