Instagrammer prangert Luxuskleidung von Pastoren an

Im Gottesdienst teure Markenkleidung tragen und vom Evangelium erzählen, geht das zusammen? Für Ben Kirby, ein Christ aus den USA, ist das ein Widerspruch. Dass viele Pastoren etwas teurere Sneaker tragen, während sie das Evangelium verkünden, prangert Kirby an, und ist damit nun selbst bekannt geworden.
Von Jörn Schumacher

Angefangen hat es im März 2019, als der 31-Jährige Ben Kirby ein Video von einem Worship-Song ansah und er ständig über die teuren Turnschuhe von einem der Sänger nachdenken musste. Das Magazin Der Spiegel berichtet über Kirby und schreibt: „Der Frontsänger trug Yeezy Sneaker, ein Sondermodell von Adidas, entworfen vom exzentrischen US-Rapper Kanye West. Preis: 800 Dollar. Der Pastor, das fand Kirby später heraus, trat regelmäßig in Designer-Outfits vor die Gemeinde.“

Daraufhin begann Kirby mehr darauf zu achten, welche teuren Kleidungsstücke häufig evangelikale Pastoren und Musiker in Gottesdiensten tragen. „Wo bleibt da die Demut gegenüber Gott und den Menschen?“, fragte sich Kerby und postete eine Instagram-Story zu dem Thema. „Hey Elevation Church! Wie viel zahlt ihr euren Musikern, dass sie sich 800-Dollar-Sneaker leisten können? Setzt mich auf eure Gehaltsliste!“, schrieb er. Der Spiegel schreibt: „Es sollte ein Scherz sein, sagt Kirby. Doch dann nahm die Geschichte Fahrt auf.“

Auf seinem Instagram-Account „PreachersNSneakers“ (Prediger und Sneakers) veröffentlichte Kirby immer wieder Fotos von Freikirchen-Pastoren, die teure Markenschuhe tragen und darunter den Preis der Schuhe. Da tauchte eine Gucci-Jacke bei Pastor Judah Smith aus Seattle (3.600 Dollar) auf, ein Gürtel aus Krokodilleder von Miamis Pastor Guillermo Maldonado (2.541 Dollar), die Turnschuhe der Predigerin und früheren Trump-Beraterin Paula White (785 Dollar).

Mittlerweile ist Kirby selbst bekannt, viele Medien haben über ihn berichtet, und sein Instagram-Account hat inzwischen über eine Viertelmillion Follower. „Jeder Christ sollte darauf achten, wie die Botschaft von Jesus und der Aufruf, ihm zu folgen, geteilt wird“, schreibt er. „Die derzeitige Einstellung der Kirche zu Ruhm birgt das Risiko, die Botschaft vom Evangelium zu verwässern.“ Und er gibt Denkanstöße: „Wenn Jesus sagt, die Armen seien gesegnet, was heißt das dann für diejenigen von uns, die gesegnet sind?“ Fernsehsender fragten ihn, ob er Pastoren live zur Rede stellen wolle, doch Kirby lehnte ab und erklärte, er habe selbst noch keinen Plan gehabt, was er überhaupt erreichen wollte. Der Spiegel: „Er wusste nur, dass in den Kirchen seines Landes etwas schieflief. Und dass er einen Nerv getroffen hatte.“ Das Magazin erwähnt auch das Problem in Deutschland, dass Kirchenleute wegen ihrer Verschwendungssucht in die Kritik gerieten: „Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst etwa, der sich vornehmlich aus dem Vermögen des bischöflichen Stuhls einen weit über 30 Millionen teuren Umbau seiner Residenz gönnte.“

Wohlstand zeigen durch teure Klamotten

In den USA hängt ein frommer Glaube in vielen Gemeinden eng mit Wohlstand zusammen. Wer richtig glaubt, der ist nicht arm, und Gott segnet ihn, so der weit verbreitete „Wohlstandsglaube“. Den Segen, der sich in Reichtum zeigt, wiederum wollen viele Gläubige nach außen sichtbar machen, auch Pastoren. Und so nehmen viele teil an dem Kult um Designer-Sneaker und teure Hoodies. Manche Schuhe, die wie Turnschuhe aussehen, kosten mittlerweile mehrere Tausend Dollar, Unikate bis zu rund anderthalb Millionen Dollar. Zum guten Ton eines Popstars gehört es, auch selbst einmal Sneakers zu designen.

Er habe kein Problem mit teuren Sneakern, sagt Kirby. Er besitze selbst welche. Allerdings störe ihn die „Kommerzialisierung des Glaubens“, heißt es im Spiegel. Einige Geistliche seien nur daran interessiert, „mit Gott Profit zu machen“, wird Kirby zitiert. Um ihr Amt herum kreierten sie eine Marke, samt Fan-Artikel und PR-Strategie, arbeiteten als Motivationstrainer oder private Seelsorger wie etwa für Prominente wie Justin Bieber.

Paradoxerweise hat Kirby mittlerweile selbst eine Marke aufgebaut. Er veröffentlichte vor kurzem ein Buch mit dem bekannten Namen „PreachersNSneakers“ – kein Wunder, denn selbst bekannte Fernsehprediger sprechen mittlerweile über Kirby und seine Aktivität. Kirby hat inzwischen einen YouTube-Kanal, einen Podcast gestartet und verkauft nun sogar selbst Mode-Artikel mit seinem Logo darauf: Kapuzenpullis, Baseball-Caps und T-Shirts. Allerdings alles deutlich unter 100 Dollar.

Er sei in Louisiana aufgewachsen, erzählt Kirby seinen Zuhörern. Er sei christlich erzogen worden und habe als Kind eine Baptistenkirche und die Bibelstunden besucht. Während seine Eltern Geld sparten und es der Kirchengemeinde gab, sah man den Pastor der Gemeinde mit einer Harley-Davidson protzen.

Aufgrund seiner Kritik an teuren Markenklamotten in Gottesdiensten sei er sehr angefeindet worden, berichtet Kirby. Tausende Hassnachrichten, er solle zur Hölle fahren, musste er lesen. Das habe ihn depressiv gemacht, mittlerweile bezahle er jemanden, der für ihn die Kommentare betreut, sonst gehe er daran kaputt, sagt Kirby. Er musste eine Therapie machen, doch Kirby macht weiter. Er spüre eine gewisse Verantwortung, gläubige Menschen zum Nachdenken zu bewegen, sagt er, und das Verhalten vieler Pastoren mache das Christsein lächerlich, findet er. Mittlerweile hätten sich Gemeindeleiter bei ihm gemeldet und angekündigt, in Zukunft auf die Botschaft ihrer Outfits zu achten, heißt es im Spiegel-Bericht.

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8 Antworten

  1. Auch wenn ich den Talar persönlich nicht soooo modisch finde: Er schützt davor, Hoodies oder Schuhe für hunderte von Euro zu tragen, da es keiner sieht.

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    1. also ich kann bei fast jedem Talar gelegentlich die Schuhe sehen, deshalb tragen die meisten Leute schwarze Schuhe zum Talar

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  2. Warum verwenden Sie das Wort „Klamotten“? Das ist bekanntlich eine Bezeichnung für zerlumpte und verdreckte Kleidung.

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    1. Klamotten ist völlig wertfrei, das hat nichts mit zerlumpt und dreckig zu tun.
      Schon mal von teuren Designer-Klamotten gehört?

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  3. In unseren Kirchen und Gottesdiensten in Deutschland ist mir bisher eher das Gegenteilige aufgefallen. Vor allem bei den Schuhen! Aber Spaß beiseite: Letztlich geht es eher darum, maßvoll und angemessen mit Geld umzugehen. Kritisiert werden ja nicht einzelne Extravaganzen, sondern eine falsche Orientierung auf Erfolg und dessen Symbole.

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  4. So wie es hier beschrieben wird, sind teure Klamotten kein Einzelfall, deshalb sollten diese Leute schon zum Nachdenken gebracht werden, aber grundsätzlich darf ich von der Kleidung im Gottesdienst nicht auf die gesamte Lebenseinstellung schließen.
    Mir ist bei Kleidung überwiegend die Funktion wichtig, erst danach kommt das Aussehen. Dafür lege ich bei den meisten Dingen Wert auf Haltbarkeit und Qualität. Wer meine Heimwerker Geräte sieht, könnte meinen, ich wäre reich, bin ich aber nicht. Ich kaufe Profigeräte, weil sie letztlich billiger sind, manche halten mein Leben lang, mit einfachen Geräten käme mich das teurer und die Arbeit wäre anstrengender.
    Also Vorsicht mit einfachen Rückschlüssen!

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  5. Kleider machen Leute. Es ist schön, wenn Christen, die auf der Bühne oder vor der Gemeinde stehen, sich der Botschaft ihrer Kleidung besonders bewusst sind. Als Christen wollen wir einfach echt sein. Und nicht den Trend unserer sozialen Medien zur Selbstdarstellung unterstützen. Was für Leute machen unsere Kleider?

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  6. Im Vater Unser sollen wir beten „Unser tägliches Brot gib uns heute…“ Matthäus 6,11. „Brot“ steht für Grundbedürfnisse. In Matthäus 25,45 sagt Jesus „Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt“. Die Geldausgabe für teure Kleidung, Autos usw. ist also eine Ignoranz dieser Bibelaussagen!

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