Instagram spielt sexuelle Inhalte an Minderjährige aus

Journalisten des „Wall Street Journal“ haben in einem Selbsttest herausgefunden, dass Minderjährige auf Instagram kinderleicht Zugang zu sexuellen Inhalten bekommen – oft unaufgefordert. Meta wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Von Swanhild Brenneke
Frau scrollt durch Instagram

Der Jugendschutz bei Instagram lässt – zumindest in den USA – scheinbar zu wünschen übrig. Der Algorithmus schlägt Minderjährigen regelmäßig Reels – die Kurzvideos der App – mit sexuellen Inhalten vor. Das fand das „Wall Street Journal“ in einem Experiment in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern heraus, berichtet „Der Spiegel“.

Über mehrere Monate legten Mitarbeiter der Zeitung neue Instagram-Konten an und gaben als Alter „13 Jahre“ an. Nach anfangs unverfänglichen Videos seien schon nach kurzer Zeit Reels ausgespielt worden, in denen Frauen anzüglich tanzen oder sich in aufreizenden Posen filmen. Wer diese Videos zu Ende schaute und die unverfänglichen Inhalte ignorierte, dem wurden immer mehr solcher sexuellen Inhalte vorgeschlagen, so die Ergebnisse der Tester.

Es habe sich dabei zwar nicht explizit um Pornografie gehandelt, denn solche Inhalte erkennt und sperrt der Algorithmus von Instagram. Aber es seien Beiträge von Pornodarstellerinnen gewesen, die für Likes oder Kommentare versprachen, Nacktbilder zu schicken. In einem Fall hätten die Tester anschließend mehrere Videos hintereinander über Analsex zu sehen bekommen.

Die Mitarbeiter des „Wall Street Journal“ führten den gleichen Test auch auf Tiktok und Snapchat durch. Dort seien die Ergebnisse nicht so schockieren gewesen. Es scheine auf Tiktok nicht so viele Inhalte explizit für Erwachsene zu geben wie auf Instagram. Der Algorithmus scheine sich generell eher nach Teenagern zu richten.

Meta, der Mutterkonzern von Instagram, erklärte zu dem Test, die Ergebnisse seien nicht repräsentativ. „Dies war ein künstliches Experiment, das nicht der Realität entspricht, wie Teenager Instagram nutzen“, sagte Firmensprecher Andy Stone. Meta habe zudem seine Jugendschutzmaßnahmen seitdem verschärft. Das „Wall Street Journal“ berichtet hingegen, dass bei Meta intern schon seit 2022 bekannt sei, dass es solche Probleme mit dem Jugendschutz gebe.

Auch in Europa wird dem Konzern vorgeworfen, Minderjährige auf seinen Plattformen nicht ausreichen zu schützen. Unter anderem deshalb eröffnete die EU-Kommission im Mai ein Verfahren gegen Meta.

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