Initiative will Martin-Luther-Straße umbenennen

Die Martin-Luther-Straße im Berliner Bezirk Schöneberg soll umbenannt werden. Dafür macht sich eine Initiative stark. Als Alternative schlagen sie eine Person vor, die im Zeitraum von Luthers Wirken als „Hexe“ in Wittenberg verbrannt wurde.
Von PRO
Aufgrund seiner Einstellung zu Minderheiten ist Martin Luther für eine Berliner Initiative kein erinnerungswürdiger Name

Immer wieder wird aktuell die Umbenennung von Straßennamen diskutiert. Jetzt soll auch der Reformator Martin Luther dran glauben. Im Berliner Bezirk Schöneberg möchte eine Initiative ihn vom Straßenschild verbannen. Sie prangern vor allem an, dass er in seiner Zeit „für ausgebeutete Menschen, Minderheiten und Frauen eine sehr negative Rolle gespielt“ hat.

Ein Dorn im Auge sind den Initiatoren die antijüdischen Schriften des Reformators. Luther sei zwar kein Antisemit im rassistischen Sinne gewesen, wurde aber von „diesen durchaus als Kronzeuge begriffen“. In einem Papier, das der Tageszeitung taz vorliegt, kritisieren sie darüber hinaus, dass der Name „ein Symbol für obrigkeitsstaatliche Hörigkeit bis ins Preußische Kaiserreich hinein“ sei. Alles in allem sei der Name des Reformators für die Menschen heute „nicht erinnerungswürdig“.

Luther habe sich auch eindeutig gegen die aufständischen Bauern positioniert und dem sächsischen Kurfürsten geschrieben, dass man die Rebellen „wie tolle Hunde totschlagen“ solle. Die Initiative zur Umbenennung der Straße nennt sich „Prista-Frühbottin-Straßen-Team“. Die Wittenbergerin wurde um 1540 als „Hexe“ verbrannt und Luther habe diese Hinrichtung befürwortet, erklären die Initiatoren. Deswegen soll ihr Name auch den des Reformators ersetzen.

„Luther hat sich der staatlichen Autorität angebiedert“

Für die Initiatoren käme auch eine „Straße der Reformation“ infrage. Die Bedeutung der Reformation für die Frühe Neuzeit und die Aufklärung betonte der Sprecher der Initiative, Volker Schorling, gegenüber der taz als „eine Denkrichtung“. Luthers Prominenz bis heute verdanke sich ausschließlich seiner „Anbiederung an fürstliche Macht und die staatliche Autorität generell“.

Die Initiatoren hatten auch einzelne Parteien angeschrieben, um für das Anliegen zu werben. Allerdings wird eine Umbenennung von Linken, Grünen und SPD größtenteils kritisch gesehen. Berlin hatte zuletzt nach jahrelanger Debatte angekündigt, die Mohrenstraße im Stadtteil Mitte nach dem Philosophen Anton Wilhelm Amo umzubenennen.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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