Jeder Zweite Jugendlichen und junge Erwachsene hält es nicht für wichtig, sich über aktuelle Ereignisse zu informieren. Das legen Daten der Studie „#UseTheNews – Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter“ vom Hans-Bredow-Institut, dem Leibniz-Institut für Medienforschung, nahe. In der Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen geben das über zwei Drittel derjenigen an, die die Studie als nicht-journalistisch Informationsorientierte (67 Prozent) einstuft, und 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Bei denjenigen, die sich für journalistische Informationen interessierten, lag der Wert bei knapp 40 Prozent. Offenbar fehle ihnen bei journalistischen Nachrichten der Bezug zur eigenen Lebensrealität, resümieren die Forscher.
Freunde, Familie und Bekannte haben demnach als Nachrichtenquelle oftmals eine höhere Relevanz. Nur bei den 18- bis 24-Jährigen liegt in der Gruppe der journalistisch Informationsorientierten das persönliche Umfeld mit journalistischen Nachrichtenmedien gleichauf (59 Prozent bzw. 61 Prozent).
Die Experten appellieren an die Nachrichtenmedien, junge Menschen in ihrer eigenen Lebensrealität besser abzuholen. Die Studienautoren erklärten: „Journalistische Anbieter sollten Wege entwickeln, die Alltagsrelevanz ihrer Angebote für junge Menschen herauszustellen und gleichzeitig zu zeigen, dass sie aufgrund ihrer Kompetenzen und Arbeitsweisen besser als andere Informationsanbieter in der Lage sind, relevante Informationen zu liefern.“ Dabei sei vor allem ein „solides Handwerk“ sowie verlässliche Inhalte aus verschiedenen Perspektiven wichtig, um sich von nicht-journalistischen und meinungsstarken Akteuren abzugrenzen.
Nicht alle Jugendlichen gleich
In Sachen Nachrichtenkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellten die Forscher aber auch Unterschiede fest.Mit 46 Prozent widmet sich insgesamt knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren mehrmals pro Woche journalistischen Angeboten, aber 58 Prozent schauen auch auf nicht-journalistische Akteure. Alle Jugendlichen, die in sozialen Medien Nachrichtenangebote abonniert haben, nutzen auch außerhalb dieser Plattformen regelmäßig journalistische Nachrichten.
Es mache wenig Sinn, „alle jungen Menschen über einen Kamm zu scheren“, sagen die Autoren. „Auch, wenn Viele häufig Social Media nutzen, so muss das nicht automatisch bedeuten, dass sie nicht an Nachrichten interessiert sind“, heißt es weiter. „Denn einige lesen zusätzlich eine Tageszeitung oder nutzen Nachrichten-Websites. Manche haben großes Interesse an Informationen über private Interessensgebiete, andere verlangt es nach Nachrichten über die Welt oder zum Klimaschutz.“
Die Forscher teilten die Nutzer in vier verschiedene Typen ein, je nach Kombination von Nachrichteninteresse, der Dauer der Nutzung entsprechender Angebote und der Relevanz, die journalistische Angebote für junge Menschen haben.
In den Altersgruppen von Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) gehe es hauptsächlich um: (1) journalistisch Informationsorientierte, die (2) gering Informationsorientierten, die (3) umfassend Informationsorientierten und die (4) nicht-journalistisch Informationsorientierten. Diese Typen unterschieden sich entsprechend in Ausprägung von Interesse, Nutzung, zugeschriebener Meinungsbildungsrelevanz und Informiertheit, so die Forscher.
Auf der einen Seite hätten die „journalistisch Informationsorientierten“ ein hohes Nachrichteninteresse und seien „gut informiert“. Während sie journalistische Quellen nutzten, hätten nicht-journalistische Quellen für sie eine eher geringe Relevanz. Ihnen gegenüber stünden die gering Informationsorientierten, die wiederum entsprechend nicht gut informiert seien. Sie nutzten keine journalistischen Quellen. Schließlich zeigten die „umfassend Informationsorientierten“ ein hohes Nachrichteninteresse.
„#UseTheNews“ wurde initiiert von der Deutschen Presse-Agentur und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien, umgesetzt hat sie das Leibniz-Institut für Medienforschung. Die Forscher führten für die Studie acht Gruppendiskussionen mit insgesamt 35 Teilnehmern und Face-to-Face-Befragungen mit jeweils 500 Personen aus den Altersgruppen 14 bis 17 Jahre, 18 bis 24 Jahre und 40 bis 50 Jahre durch. Die Ergebnisse wurden am 28. April 2021 beim Mediendialog Hamburg vorgestellt und diskutiert.