Impfpflicht in Gesundheitsberufen abschaffen? Christliche Träger uneins

Für eine allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 gab es im Bundestag keine Mehrheit. Einige Träger von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen fordern deshalb auch das Ende der berufsbezogenen Impfpflicht.
Von Jonathan Steinert
Impfen, Corona, Impfpflicht, Gesundheit, immun, Spritze, Arzt

Die allgemeine Impfpflicht gegen Covid-19 ist politisch gescheitert. Mehrere Verbände fordern deshalb, auch die Impfpflicht in Gesundheitsberufen aufzuheben. Diese habe nur ein erster Schritt zu einer weitergehenden Impfpflicht sein können, argumentiert etwa die Deutsche Krankenhausgesellschaft:

„Insbesondere den in den Krankenhäusern Beschäftigten ist es nicht vermittelbar, warum sie zur Impfung verpflichtet und ansonsten mit Tätigkeitsverboten belegt werden, während die von ihnen betreuten Patientinnen und Patienten von diesen Regelungen nicht erfasst werden“, heißt es in einer Stellungnahme für eine Anhörung des Gesundheitsausschusses am Mittwoch im Bundestag.

Ebenso sieht es die Stiftung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes (DGD). „Der Argumentation der Deutschen Krankenhausgesellschaft können wir uns vollständig inhaltlich anschließen“, teilte Hubertus Jaeger, Kaufmännischer Vorstand der DGD-Stiftung, gegenüber PRO mit. Zur DGD-Stiftung gehören Kliniken, Medizinische Versorgungszentren, Reha- und Pflegeeinrichtungen sowie zwei Pflegeschulen mit insgesamt rund 3.000 Beschäftigten. Vier Prozent von ihnen seien aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht an Gesundheitsämter gemeldet worden. Bisher habe es aber noch keine behördlichen Anweisungen dazu gegeben.

Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender des christliche Krankenhaus-Unternehmens Agaplesion, findet ebenfalls, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht rückgängig gemacht werden sollte. Agaplesion habe die allgemeine Impfpflicht frühzeitig unterstützt und ihr Scheitern „enttäuscht zur Kenntnis genommen“.

Jedoch sei es „nicht nachvollziehbar und ein falsches Signal, dass die engagierten Menschen im Gesundheitswesen gesetzlich zur Impfung verpflichtet werden und der Rest der Bevölkerung nicht“, teilte er auf Anfrage von PRO mit. „Die rein einrichtungsbezogene Impfpflicht empfinden wir als höchst ungerecht, da dadurch die ohnehin stark geforderte Personengruppe im Gesundheitswesen die Last der Pandemie einseitig tragen muss.“

Diakonie und Caritas halten an Impfpflicht in Gesundheitsberufen fest

Die Diakonie Deutschland hingegen befürwortet die Impfpflicht für medizinische und Pflegeberufe nach wie vor. Der Verband habe „besonders die sehr verletzlichen Menschen im Blick und das sind in der Debatte um eine einrichtungsbezogene Impfpflicht die Kranken und Hochbetagten. Diese gilt es zu schützen“, sagte Präsident Ulrich Lilie auf Anfrage.

Die berufsbezogene Impfpflicht habe bisher die Impfquote in den Einrichtungen erhöht. Allerdings habe die Diakonie darauf hingewiesen, dass die Impfpflicht in Gesundheitsberufen nur ein erster Schritt hin zu einer allgemeinen Impfpflicht sei. Daher sei deren Scheitern „fatal“. Gleichzeitig machte Lilie deutlich, dass Gesundheitsämter die Versorgungssicherheit gewährleisten müssten. Sie sollten die „Gesamtsituation in den Kommunen in den Blick nehmen, bevor sie Berufsverbote aussprechen“. Die Personaldecke sei ohnehin „dramatisch ausgedünnt“.

Der Deutsche Caritasverband unterstützt die einrichtungsbezogene Impfpflicht ebenfalls weiterhin. Sie sei aus epidemiologischer Sicht sinnvoll. Der katholische Verband wies in seiner Stellungnahme für den Gesundheitsausschuss darauf hin, dass es bislang nicht zu den befürchteten Kündigungswellen und Personalengpässen durch die Impfpflicht gekommen sei. Personalausfälle habe es zuletzt vor allem wegen Corona-Infektionen und Quarantäne-Zeiten der Mitarbeiter „aufgrund der in Deutschland vergleichsweise niedrigen Impfquote“ gegeben.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

4 Antworten

  1. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht gehört sofort abgeschafft, da die Injektion nicht das hält, was versprochen wurde. Menschen weiterhin zu dieser Impfung aufgrund ihres Berufes zu nötigen, ist daher in keiner Weise berechtigt.

    „Personalausfälle habe es zuletzt vor allem wegen Corona-Infektionen und Quarantäne-Zeiten der Mitarbeiter „aufgrund der in Deutschland vergleichsweise niedrigen Impfquote“ gegeben.“
    Das ist übrigens eine Fake-News: Deutschlands Impfquote liegt über dem europäischen Durchschnitt. Eine einfache Recherche würde das sofort offen legen. Zum Beispiel hat Norwegen eine niedrigere Impfquote als Deutschland und Corona-Maßnahmen spielen dort keine Rolle mehr. (Norwegen ist übrigens nicht Schweden!)

    6
    1
  2. Man reibt sich immer wieder die Augen, dass es tatsächlich noch Leute gibt, die ernsthaft in der Öffentlichkeit einen Fremdschutz postulieren. Anhand welcher medizinischen Fakten, kann die Diakonie behaupten, durch eine Impfung des Personals „Kranke und Hochbetagte“ zu schützen? Die letzten Monate haben in aller Deutlichkeit gezeigt, dass sowohl die Ansteckung als auch die Weitergabe des Virus an andere, völlig unabhängig von einer Impfung ist. Und das ist ja auch logisch, wenn man Menschen mit einem Stoff impft, der gegen ein Virus entwickelt wurde, welches vor 2 Jahren im Umlauf war.
    Und dann handelt es sich (über die vielen Nebenwirkung reden wir da noch gar nicht) nach wie vor um eine Notfallzulassung, wo Biontech mittlerweile zugibt, dass es aufgrund der schlechten daten nie zu einer echten Zulassung kommen wird.
    Zitat: „Wir könnten nicht in der Lage sein, eine ausreichende Wirksamkeit oder Sicherheit unseres COVID-19-Impfstoffs und/oder variantenspezifischer Formulierungen nachzuweisen, um eine dauerhafte behördliche Zulassung in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, der Europäischen Union oder anderen Ländern zu erlangen, in denen der Impfstoff für den Notfalleinsatz zugelassen oder eine bedingte Marktzulassung erteilt wurde.“ (Quelle: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/15334325-aktien-biontech-party-vorbei)

    5
    1
  3. Lydia und Opa Herbert haben Recht. Es gibt keine sinnvolle Begründung für das Festhalten an der einrichtungsbezogenen Impfpflicht.

    4
    1
  4. Und man hört nichts mehr, wo ist due Demokratie? Es ist mir ein Rätsel wie Menschen im Gesundheitswesen so genötigt werden dürfen! Für nichts! Und im gewissen Sinn ist es ein Zwang! Wer hat denn noch Angst vor Corona? Niemand. Man hat nur noch Angst vor Massnahmen! Ein Witz….

    4
    1

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen