Immer mehr Christen fliehen aus dem Südirak

Christen im Süden des Iraks leiden weiterhin stark unter Angriffen radikaler Muslime und fliehen. Auch der Papst-Besuch im März habe an der mangelnden Religionsfreiheit nichts ändern können, erklären Menschenrechtler.

Im Südirak geht der Exodus der christlichen Minderheit nach Angaben von Menschenrechtlern unvermindert weiter. Die meisten Christen hätten die Region aus Angst, getötet oder entführt zu werden, inzwischen verlassen, berichtete der Nahost-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Dienstag in Göttingen. Viele der noch verbliebenen Christen zögen eine Umsiedlung in die kurdischen Landesteile oder gleich ins Ausland in Betracht.

 „Auch wenn in der südirakischen Metropole Basra die Kirchenglocken noch läuten, finden die wenigen Gottesdienste in nahezu menschenleeren Gebetsräumen statt“, sagte Sido weiter. Während 2003 noch 2.000 bis 5.000 christliche Gläubige in dieser Stadt gelebt hätten, seien es heute noch etwa 500.

Früher habe es jeden Sonntag Gottesdienste in 14 bis 18 Kirchen in Basra gegeben. Nur in vier dieser Kirchen sei das heute noch so: In der syrisch-katholischen Kirche, der chaldäischen Kirche, der syrisch-orthodoxen Kirche und der evangelischen Kirche. Einige Kirchengebäude seien heute zerfallen.

Christen und andere religiöse Minderheiten in dem vorderasiatischen Land leiden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation seit Jahren unter Angriffen radikalislamistischer Gruppen sunnitischer oder schiitischer Prägung. Die irakische Verfassung vom Oktober 2005 garantiere zwar grundsätzlich die Glaubensfreiheit. Doch gleichzeitig werde der Islam zur Staatsreligion erklärt. Auch dürfe kein Gesetz verabschiedet werden, das gegen die Vorschriften des Islam und seines Rechtssystems verstoße.

Der Gesellschaft für bedrohte Völker zufolge hatten die christlichen Gemeinschaften im Irak große Hoffnungen in den Besuch des Papstes im März dieses Jahres gesetzt. Doch auch der Pontifex habe die irakische Zentralregierung und die irakischen Parteien nicht überzeugen können, der Religionsfreiheit und der Lage der Minderheiten im Land mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

epd
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