Anlass für das Interview von Focus online mit Islamwissenschaftler Ralph Ghadban war eine Äußerung des Kölner Imams Sami Abu-Yusuf zu den Silvestervorfällen in Köln. Gegenüber dem Kölner Express stellte er einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Frauen und den Übergriffen auf sie her. „Es waren Frauen leicht bekleidet und sie trugen Parfüm, als sie durch die betrunkene Menge liefen. Das war für einige Nordafrikaner Anlass, die Frauen zu begrapschen“, zitiert ihn die Zeitung. Der Imam betonte zwar anschließend, das heiße nicht, dass Frauen sich nicht so kleiden dürften. Der Eindruck, die Übergriffe seien mindestens zum Teil selbst verschuldet, bleibt aber bestehen.
Ghadban, unter anderem Mitglied der 11. Islamkonferenz, überraschen die Äußerungen des Imams nicht. Anti-westliche Imame stellten zum Beispiel die Scharia über das Grundgesetz. „Das heißt: Wenn eine Frau einem Imam sagt, dass ihr Mann sie schlägt, würde er dem Mann sagen, dass der Prophet seine Frauen nicht geschlagen habe und er sich daran ein Beispiel nehmen soll. Eigentlich müsste er aber Anzeige erstatten. Häusliche Gewalt ist ein Straftatbestand“, sagte er gegenüber Focus online. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Moscheen in Deutschland einen anti-westlichen Islam vertreten.
Imame machten „viel kaputt“, wenn es um Integration gehe. Da religiöse Muslime in Alltagsfragen oft den Rat ihres Imams suchten, habe dieser einen großen Einfluss auf das Leben der Gläubigen. Streng religiöse Eltern fragten ihn zum Beispiel um Rat, ob ihr Kind den Kindergeburtstag eines deutschen Kindes besuchen dürfe. Die Entscheidung des Imams – ob positiv oder negativ – werde anstandslos befolgt. Der Islam sei eine „Religion der Gesetze“, erklärt Ghadban den Stellenwert des Geistlichen.