Seit der letzten Jahrtausendwende haben die wichtigsten deutschen Medien die christlichen Kirchen nicht so positiv dargestellt wie in den ersten Monaten 2012. Das teilte "Media Tenor" am Mittwoch mit. Der Meinungsumschwung erfolgte für die Katholiken Ende 2010, für die Protestanten Ende 2011. Die Forscher führen letzteres auf die Papstreise und den Besuch Benedikt XVI. in den Luther-Wirkungsstätten zurück. Das habe das Image des Reformators im In- und Ausland aufgebessert, heißt es.
Die Aufmerksamkeit der Medien gegenüber Kirche habe sich verringert. Im Vergleich zu 2010 habe sich die Häufigkeit der Berichterstattung über die evangelische Kirche 2011 halbiert. Trotz Papstbesuch habe die katholische Kirche im vergangenen Jahr nicht einmal ein Drittel der Aufmerksamkeit erhalten, die ihr noch in 2010 etwa aufgrund des Missbrauchsskandals zuteil wurde. "Insbesondere die katholische Kirche hat noch zu wenig verstanden, dass Fehlverhalten eine besondere Kommunikations-Anstrengung erfordert, deren Erfolg sich nicht in der Anzahl von Pressemitteilungen oder Medien-Konferenzen messen lässt, sondern schlicht in sichtbarer Präsenz in TV-Sendungen und dem abgedruckten Wort", interpretiert Roland Schatz, Gründer und geschäftsführender Chefredakteur von "Media Tenor" die Ergebnisse der Analyse zum Image der Kirchen.
Insgesamt hat "Media Tenor" zwischen Juli 2011 und März 2012 alle 1.616 Beiträge in den Politik- und Wirtschaftsteilen der 24 deutschen Meinungsführermedien ausgewertet, in denen über Religion berichtet wurde. Ausgewertet wurden die 24 deutschen Meinungsführermedien Spiegel, Focus, Bild-Zeitung, ARD Tagesschau und Tagesthemen, ZDF Heute und Heute Journal, RTL Aktuell, Bericht aus Berlin, Berlin direkt, Fakt, Frontal 21, Kontraste, Monitor, Panorama, Plusminus, Report (BR), Report (SWR), WISO sowie die 7-Uhr-Nachrichten des Deutschlandfunks. (pro)