Der kleine Colton Burpo aus Imperial im US-Bundesstaat Nebraska will Jesus im Himmel begegnet sein. Coltons Vater, ein Pastor, glaubt ihm erst nicht, später ist er begeistert von Coltons Berichten über Jesus. Das Buch „Den Himmel gibt‘s echt“ wurde zum Bestseller. Nun kommt die Verfilmung ins Kino. Eine Filmkritik von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
Foto: TriStar Pictures
War der vierjährige Colton Burpo wirklich im Himmel? Die Verfilmung des Bestsellers „Den Himmel gibt’s echt“ läuft jetzt in den deutschen Kinos an
Dieser Film scheidet sicher die Geister. Zu glauben, dass ein Mensch sterben, dann in den Himmel auffahren und anschließend wieder über die Erde laufen kann, dazu gehört schon eine ordentliche Portion Kinderglauben. Die einen sagen, so etwas kann unmöglich passieren, und jeder, der behauptet, nach dem Tod im Himmel gewesen zu sein, muss entweder lügen oder einer Halluzination unterliegen. Die anderen fühlen sich durch derartige Berichte im Glauben gestärkt.
Im Jahr 2003 wurde der vierjährige Colton Burpo, Sohn eines Pastors in einem übersichtlichen Landfleck im US-Bundesstaat Nebraska, sterbenskrank. Seine Eltern hatten zunächst angenommen, er habe lediglich eine Magen-Darm-Grippe. Dass in Wirklichkeit der Darm des Kleinen gerissen war, bekamen sie erst mit, als es schon fast zu spät war. Im Krankenhaus wird Colton sofort operiert, die Ärzte werden Zeuge eines Wunders: Colton überlebt. Anschließend gibt der Junge im Laufe der Zeit gegenüber seinem Vater immer wieder seltsame Bemerkungen über den Himmel von sich. Er sei dort gewesen, sagt er, er habe Jesus und einige Engel gesehen.
Seine Eltern glauben ihm zunächst nicht. Doch dann berichtet Colton plötzlich von seinem Großvater, den er nie persönlich getroffen hat, und kann genaue Informationen darüber geben, wie er war und was er auf der Erde getan hat. Schließlich sagt Colton auch, er habe seine Schwester im Himmel getroffen, die noch vor ihrer Geburt starb. Das überzeugt schließlich seinen skeptischen Vater.
Alles andere als christliche Low Budget-Produktion
Das Buch „Heaven Is for Real“ wurde im November 2010 veröffentlicht und war über 40 Wochen auf der New York Times-Liste der meistverkauften Sachbücher. Es wurde über eine Million Mal verkauft. Auch in Deutschland liegen die Verkaufszahlen von „Den Himmel gibt’s echt“ laut Angaben des Hänssler-Verlags „deutlich über dem Durchschnitt“, man hat mittlerweile die 14. Auflage erreicht.
Am Donnerstag kommt die deutsche Übersetzung des Spielfilms in die Kinos. Regie führte Randall Wallace, der unter anderem das Drehbuch zum fünffach Oscar-prämierten „Braveheart“ schrieb, wie auch das Drehbuch zu „Der Mann in der eisernen Maske“ (1998) mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Ihm ist ein durchaus sehenswerter Film gelungen, der das Herz anspricht. Denn selbst wenn man nicht an Auferstehungsgeschichten glaubt, lässt einen der Konflikt nicht kalt, den die gläubige Familie Burpo aufgrund der Geschichten ihres Jüngsten durchläuft.
Den Vater der Familie, Todd Burpo, verkörpert Greg Kinnear, bekannt als Vater im erfolgreichen Independent-Streifen „Little Miss Sunshine“. Kelly Reilly („Sherlock Holmes“, „True Detective“) verkörpert die Mutter Sonja Burpo. In einer Nebenrolle taucht Thomas Haden Church („Sideways“) auf. Diese guten Schauspieler tragen ihren Teil dazu bei, dass der 99 Minuten lange „Den Himmel gibt’s echt“ nichts mit einer leider oft fade daherkommenden christlichen Low Budget-Produktion gemein hat. Der Film hat explizit christliche Fragen zum Thema, kann sich aber im Mainstream-Kino sehen lassen.
Der Streifen spricht Fragen an, die fast immer bei Nahtod-Berichten aufkommen, darunter natürlich die offensichtlichste: War Colton wirklich im Himmel? Aber auch: War er überhaupt wirklich tot? Und was heißt das genau? Dass sein Herz aufhörte zu schlagen, oder dass auch sein Gehirn inaktiv wurde? Wie konnte er wissen, was in den Nachbarzimmern im Krankenhaus vor sich ging, wenn er doch die ganze Zeit im Bett lag? Der Unterschied zu den anderen Nahtod-Berichten liegt hier vor allem darin, dass es eine Pfarrersfamilie getroffen hat und diese den Himmelsbericht des Sohnes besonders aus biblischer Sicht einzuordnen versucht.
Interessant wird „Den Himmel gibt’s echt“ dadurch, dass Pfarrer Burpo sich entscheiden muss, ob er seinem Sohn Glauben schenken will, auch wenn er sich dann bei vielen Menschen (auch in seiner Gemeinde) lächerlich macht. Nachdem ein Artikel in der Zeitung über Coltons himmlischen Ausflug erschien, machen sich die anderen Kinder in der Schule über die Burpos lustig. Die Gemeindemitglieder haben Angst, dass die Geschichte die Sensationslust der Menschen im ganzen Land weckt und den Ort zu einem Zirkus macht.
Dennoch ist es erstaunlich, dass gerade Christen, die doch an ein übernatürliches Wesen und an Jesus als Wunderheiler glauben, ein massives Problem damit bekommen, wenn es um die Möglichkeit geht, der Himmel könnte ein realer Ort sein. Eine Frau aus der Gemeinde, die sich besonders stark gegen die Predigten von Pfarrer Burpo über die Erlebnisse des kleinen Colton wehrt, erklärt sich: Es ist nicht so sehr der Zweifel daran, ob es diesen Ort gibt, sondern die Tatsache, dass ihr eigener Sohn ebenfalls einige Jahre zuvor starb. Warum sollte Gott Colton wieder auf die Erde schicken, während ihr eigener Sohn nicht wieder lebendig wird? Pfarrer Burpo macht ihr klar: Gott liebt Colton keinesfalls mehr als ihren Sohn. Gott liebt alle Menschen gleich. Dass er Colton zurück auf die Erde schickte, hatte offenbar einen tieferliegenden Grund.
Wenn Colton wirklich Jesus gesehen hat, kann er doch eigentlich auch sagen, wie dieser aussieht? In der Tat lehnt er alle Bildnisse, die ihm sein Vater in christlichen Büchern zeigt, wirsch ab und beschreibt ihn detailliert: Jesus habe ein weißes Gewand mit einer purpurroten Schärpe getragen. Er habe Wundmahle an den Händen gehabt, braune Haare und „Haare im Gesicht“. Der Film erwähnt auch Akiane Kramarik, ein Mädchen aus Illinois, das mit vier Jahren Gott traf und seitdem wunderschöne Bilder malt, die weit über die Fähigkeiten eines Mädchens in ihrem Alter hinausgehen. Auf einem ihrer Bilder ist auch Jesus zu sehen. Als im Film Todd Burpo seinem Sohn ein Foto dieses Gemäldes zeigt, ist dieser begeistert: „Genau so hat Jesus ausgesehen!“ (pro)„Den Himmel gibt‘s echt“, ab 6. November im Kino, freigegeben ohne Altersbeschränkung
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