„Ich sehe meine Aufgabe darin, Brücken zu Menschen zu bauen“

Volker Wissing spricht im „Zeit“-Interview über seinen Abschied aus der Politik und seine Zukunft als Rechtsanwalt. Wissing betont die Bedeutung von Verantwortung, Toleranz und Freiheit und blickt optimistisch auf neue berufliche Chancen.
Von Petra Kakyire
Volker Wissing

In einem Interview mit der „Zeit“ spricht der scheidende Verkehrsminister Volker Wissing über seinen Rückzug aus der Politik und seine Zukunftsperspektiven. Wissing, der im November 2024 aus der FDP austrat, erklärt, dass er trotz des Endes seiner politischen Karriere weiterhin mit Leidenschaft als Rechtsanwalt arbeiten werde. Er betont, dass es ihm nicht um den Status gehe, sondern um die präzise Erfüllung seiner Aufgaben, sei es in der Politik oder in seiner juristischen Praxis.

Er habe immer ein hohes Pflichtbewusstsein gehabt und sehe dies als einen zentralen Bestandteil seiner Identität als Christ und Politiker an. „Wahrscheinlich hängt das mit der religiösen Ausrichtung meiner Familie zusammen. Ich bin im calvinistischen Umfeld aufgewachsen. Dort lehnt man Verantwortung nicht ab, man erfüllt seine Aufgaben“, erklärt Wissing.

Er geht weiter auf die Idee der „doppelten Prädestination“ ein, die im Calvinismus eine Rolle spiele und die Vorbestimmtheit des Menschen vor und nach dem Tod betone. Dabei erklärt Wissing, dass der Calvinismus nicht missionarisch sei und wenig über den Glauben gesprochen werde – vielmehr ginge es darum, die Verantwortung im Leben zu erkennen und zu tragen. Für ihn sei es wichtig, einen Beitrag im Leben zu leisten. „Daraus entsteht meine Zufriedenheit“, betont er.

„Wichtig ist eigentlich nicht, was im Leben passiert, sondern es ist wichtig, wie man damit umgeht.“

Auch seinen Konfirmationsspruch aus Römer 8,28 teilt Wissing mit: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Wissing hebt hervor, dass ihm dieser Vers in schwierigen Zeiten Orientierung und Zuversicht gegeben habe, insbesondere als er 2013 aus dem Bundestag ausschied und sich eine neue berufliche Perspektive als Anwalt aufbaute. „Ich habe eine Chance darin gesehen und mich entschieden, die Anwaltskanzlei zu gründen. Heute würde ich sagen: Das war das Beste, was passieren konnte, weil ich dadurch unabhängig wurde. Ich würde nicht mit so einer Ruhe hier sitzen, hätte ich das damals nicht so entschieden“, sagt er im Interview.

Für Wissing gehe es im Leben nicht nur um die Ereignisse, die einem widerfahren, sondern auch darum, wie man darauf reagiert und welche Haltung man einnimmt. „Wichtig ist eigentlich nicht, was im Leben passiert, sondern es ist wichtig, wie man damit umgeht. Das kann man selbst beeinflussen. Jede Situation ist eine Chance.“ Außerdem sei er davon überzeugt, dass die „Freiheit des Einzelnen aus Toleranz entsteht“. Dies entspreche seiner Haltung als Christ.

Auf die Frage, ob er stolz auf seine politischen Erfolge sei, antwortet Wissing: „Stolz ist das falsche Wort.“ Vielmehr sehe er seine Aufgabe darin, Lösungen zu finden, die das Land voranbringen. Die Ampelregierung habe unter seiner Mitwirkung Erfolge wie die Auflösung langjähriger Blockaden in der Verkehrs- und Klimapolitik erzielt.

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