„Einerseits möchte sie (die katholische Kirche) den Dialog voranbringen und das Erreichte nicht gefährden, andererseits bindet sie sich an dogmatische Formeln und Festlegungen, die dem entgegenstehen“, sagte der Bischof gegenüber dem „Tagesspiegel“. Das Verhältnis der Katholiken zu den Protestanten fördere die Ökumene keineswegs. So stehe es der römisch-katholischen Kirche nicht zu, der evangelischen Kirche das „Kirchesein“ abzusprechen.
„Unser Selbstverständnis als Kirche Jesu Christi ist auch nicht davon abhängig, ob es im Vatikan bestätigt wird“. Der Bischof ist davon überzeugt, dass eine selbstkritische Auseinandersetzung einer Kirche mit ihrer eigenen Geschichte und ihrer gegenwärtigen Verfassung zum „Kirchesein“ dazugehöre. „Sonst verfehlt sie ihren kirchlichen Auftrag“, fügte er hinzu.
In den großen konfessionellen Strömungen gebe es deutliche Unterschiede in den Ökumenekonzeptionen. Für die römisch-katholische Kirche sei die Anerkennung des katholischen Amtsverständnisses und der apostolischen Nachfolge der Bischöfe eine Bedingung des ökumenischen Miteinanders. Hingegen habe die russisch-orthodoxe Kirche einen „antiwestlichen Zug“ in ihrer „Auffassung von christlicher Kultur und Moral“. Die evangelische Kirche sehe die Grundlage der Ökumene in einer versöhnten Verschiedenheit durch wechselseitigen Respekt. Auf dieser Basis suche sie „nach gemeinsamen Entwicklungsmöglichkeiten“. Für den EKD-Ratsvorsitzenden war die Zusammenkunft in Hermannstadt „klärend“. „Denn es ist höchste Zeit, dass wir den ökumenischen Weg nicht von illusionären Bildern bestimmen lassen.“
„Europa als Ganzes wahrnehmen“
Die Versammlung in Hermannstadt sei in zweierlei Hinsicht ein bewusster Schritt Richtung Osten gewesen. „Erstens, wir nehmen Europa wirklich als Ganzes wahr, und zweitens, diese Ostverschiebung der Wahrnehmung schließt einen größeren Respekt für die reiche und vielfältige Tradition der Orthodoxie ein.“
Zudem äußerte Huber den Wunsch nach einem gemeinsamen Kanon geistlicher Schlüsseltexte des Christentums – nach einer „Ökumene der Spiritualität“. „Ich halte es für verlockend, in ein Gespräch darüber einzutreten, was für orthodoxe Christen die sechs oder zwölf wichtigsten Gebete und Lieder sind, welche es für die römisch-katholischen und welche es für evangelischen Christen sind“, sagte Huber gegenüber dem „Tagesspiegel“. Mit dem Kanon entstehe ein großer Überschneidungsbereich, der für die Ökumene eine „vielfältige, wechselseitige Bereicherung“ sei.