Michel Houellebecq hat die Religion gesucht, aber nie zu einem Glauben gefunden. Dennoch schätzt er Islam und Christentum, wie er nun in Interviews verriet, und stellt fest: „Es geht nicht ohne Religion.“
Michel Houellebecq schätzt die Religion. Auch den Islam
Michel Houellebecqs Buch „Unterwerfung“ steht auf Platz eins der Bestsellerliste in Deutschland. Und das, obwohl es umstritten ist. Kritiker warfen ihm Islamophobie vor. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung wiederholte er nun, was er bereits bei seiner Lesung in Köln sagte: Der Vorwurf sei kompletter Unsinn. „Gleichzeitig sage ich aber nach diesen Attentaten, dass jeder, der darauf Lust hat, das Recht hat, ein islamophobes Buch zu schreiben.“ Bei dem Anschlag auf die Pariser Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar starb Houellebecqs Freund Bernard Maris. Houellebecq steht sei dem 8. Januar unter Personenschutz. Angst hat er dennoch keine: „Warum sollte ich? Mein Buch beleidigt den Islam in keinster Weise. Wenn ich Angst habe, dann nur davor, dass jetzt viele Angst haben, ihre Meinung zu sagen.“
Houellebecq schätzt die Religion, die Aufklärung aber weniger: „Kant war schwer in Ordnung. Aber die Aufklärung hat den Menschen die Religion genommen. Und es geht nicht ohne Religion.“ Er selbst habe immer nach einem Glauben gesucht, aber niemals einen gefunden. Das nennt er tragisch. „Seit ich 13 bin, denke ich, das Universum ist so unfassbar – es kann doch nicht sein, dass das alles einfach so da ist. Aber es gelingt mir trotzdem nicht, zu glauben.“ Und weiter: „Das Leben ist ohne Religion einfach so über alle Maßen traurig.“
„Atheismus ist unerträglich“
Den Koran habe er mittlerweile gelesen, er habe ihm gut gefallen. Am Freitagabend ab 23 Uhr wird er in der Sendung „Aspekte“ des ZDF sagen, dass das Christentum Geschichte ist und dem Islam möglicherweise die Zukunft gehört. In einem weiteren Interview mit der Zeit sprach er sich für den Versuch aus, Islamisten besser zu verstehen: „Zumindest würde ich besser über sie schreiben als die Journalisten, die sie zu Dämonen erklären. Es sind keine Dämonen. Es sind Kämpfer, die ein sehr klares Ziel verfolgen.“ Den Muslimen falle es sehr viel schwerer als den Katholiken, sich an eine laizistische Gesellschaft wie Frankreich anzupassen. „Für sie ist ein Atheist im Grunde eine Unmöglichkeit. Sie leben hier in einer Welt, deren Lebensstil sie abstoßend finden und die ihre Werte bedroht.“
Zugleich kritisierte er atheistische Politikmodelle wie in seiner Heimat. „Eine Gesellschaft ohne Religion ist nicht überlebensfähig. Der Laizismus, der Rationalismus und die Aufklärung, deren Grundprinzip die Abkehr vom Glauben ist, haben keine Zukunft.“ Er traue es sich zu, in einem moderaten islamischen Staat zu leben. „Wenn wir die Freiheit verlieren, verlieren wir schließlich nicht alles. Wir verlieren die Kathedralen nicht, wir verlieren Bach nicht. Es gibt sehr vieles im Westen, das uns erhalten bleibt, wenn wir die Aufklärung hinter uns lassen“, sagte er. „Ich sehe so viele Menschen, denen sie nicht genügt, denen es schlecht geht. Jedes Mal, wenn ich auf eine Beerdigung gehe, spüre ich, dass der Atheismus unserer Gesellschaften unerträglich geworden ist.“ Der Tod, er sei nicht auszuhalten ohne den Glauben. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.