Bernhard Bueb, viele Jahre Leiter des Internates Salem am Bodensee und Bestsellerautor von Ratgebern wie "Lob der Disziplin", pflichtete zu dem Problem bei, dass sich Kinder und Jugendliche durchaus nach Disziplin sehnten. Er beklagte erneut die Folgen der anti-autoritären Ideologie, die zu einer "Nicht-Erziehung" geführt habe. "Die Achtung nicht nur vor den Eltern, sondern vor den Älteren überhaupt wankt", sagte Bueb. Gegenpart von Bueb war der Familientherapeut Jesper Juul, der meinte, das Erziehen sei überflüssig. Von einer Rückkehr zu Disziplin und Gehorsam hält der dänische Bestsellerautor ("Das kompetente Kind") nichts, denn "Strafe bedeutet Demütigung" – und Gehorsam zerstöre Menschen, statt sie zu erziehen.
"Zu viele negative Einflüsse"
Dass zum Ende der Runde das Ehepaar Rosemarie und Jürgen Dudek hinzukam, gab dem ganzen Talk eine durchaus spannende Wendung. Beide berichteten davon, dass sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken. "Durch die Erfahrungen in einer Schule verlieren Kinder ihre natürliche Sensibilität", begründete Jürgen Dudek seine Überzeugung. "Wenn wir unsere Kinder nicht erziehen, dann erziehen sie andere. Es gibt viele negative Einflüsse, die einer Entwicklung der Persönlichkeit schaden", fügte er hinzu.
Ihr ältester Sohn habe sich in der Schule zu sehr vom Unterricht ablenken lassen, musste zu Hause den Unterrichtsstoff erneut lernen und saß über den Hausaufgaben, während andere Kinder draußen spielten. "Das kann ich den Kindern doch ersparen", sagte Rosemarie Dudek. Statt ihre fünf Jungen und zwei Mädchen also in die Schule zu schicken, unterrichtet das Paar alle zu Hause. Den Vorteil sehen beide auch darin, dass Kinder ohne Ablenkung den Schulstoff lernen. Dass beide keine ausgebildeten Lehrer sind, sei im Übrigen kein Hindernis. "Jeder kann Hausunterricht machen, egal, was man für einen Bildungsstand hat. Eltern lernen mit, wenn sie mit ihren Kindern gemeinsam anhand von Schulbüchern den Unterrichtsstoff erarbeiten." Vermitteln wollten die Dudeks freilich auch, dass sie überzeugte Christen sind – was in der Runde zum Thema Erziehung durchaus mit Skepsis aufgenommen wurde. "Unser Erzieher ist Jesus Christus, sein Erziehungsbuch ist die Bibel", meinte Rosemarie Dudek.
Ausgerechnet Bushido zollte den beiden für ihre Unterrichtsmethode jedoch Respekt: "Ich habe ein großes Vorurteil Ihnen gegenüber gehabt… Ich sage Ihnen ganz ehrlich: ich finde das gut, wenn Sie das so machen, weil ich Ihnen glaube, dass Sie wirklich vernünftige Menschen sind… Und wenn Sie das auch noch hinbekommen, dass in der Gesellschaft akzeptiert wird, wie Sie Ihre Kinder erziehen – Hut ab."