Der Partyschlager „Layla“ hat nichts mit dem berühmten Lied von Eric Clapton aus dem Jahr 1970 zu tun. Es ist ein Sommerhit, der seit einigen Wochen die Gemüter bewegt. Denn der Text, so sagen viele Kritiker, sei unerträglich sexistisch. Es heißt darin unter anderem: „Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler. La-la-la-la-la-la-la-Layla.“
Das Lied, das im März 2022 von DJ Robin und dem Schlagersänger „Schürze“ veröffentlicht wurde, erreichte als erstes Ballermann-Lied Platz 1 der deutschen Singlecharts. In Würzburg verbot die Stadt das Abspielen auf dem Kiliani-Volksfest und sorgte damit für noch mehr Aufmerksamkeit für das Lied. Auch auf der Rhein-Kirmes in Düsseldorf erklärte der St.-Sebastian-Schützenverein als Veranstalter, das Spielen von „Layla“ sei nicht erwünscht.
Auch die Wirte des Oktoberfests in München beschlossen, das Lied nicht spielen zu lassen. Ein wirkliches „Verbot“, wie viele Medien behaupteten, gab es nie – dafür fehlte auch die rechtliche Grundlage. Dennoch nahmen die einen das Lied bei Veranstaltungen von der Playlist – die anderen setzten es bewusst extra darauf.
DJ Robin und Schürze verteidigten das Lied und betonten, im dazugehörenden Musikvideo sei bewusst eine männliche „Layla“ zu sehen. DJ Robin erinnerte zudem an das Lied „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang sowie dem Schlager „Olé, wir fahr’n in’ Puff nach Barcelona“, die ebenfalls im ganzen Land gespielt werden. Die Plattenfirma startete unter dem Hashtag #freelayla eine Online-Petition gegen Zensur.
„Layla“ in der Kirche
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) kommentierte die Diskussion mit den Worten: „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel. #layla“
Nun hat auch ein Organist eine Orgel-Version des Hits in einer Schützenmesse in der katholischen Kirche in Welschen Ennest (Nordrhein-Westfalen) gespielt. Jürgen Poggel, der im Hauptberuf Lehrer ist, habe schon öfter besondere Stücke in Schützenmessen gespielt, berichtet das Lokalmagazin „ Lokal Plus“. Ein Video seiner Darbietung wird in den Sozialen Medien zahlreich angeklickt.
Der Mallorca-Star Ikke Hüftgold hat das Video auf seinem TikTok-Kanal geteilt mit den Worten „Ein Grund, wieder in die Kirche zu gehen.“ Inzwischen wurde das Video 1,8 Millionen Mal angeschaut, über 25.000 Mal geteilt, und über 200.000 Mal mit einem Like versehen, es gibt mehr als 2.000 Kommentare zum Video. Viele der Kommentare sind begeistert von der Orgel-Version des umstrittenen Hits. Auch „LokalPlus“ stellte das Video in seinem YouTube-Kanal öffentlich, und erreicht dort zusätzlich noch einmal über 33.000 Mal Klicks.
In einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung Die Zeit kritisierte Ikke Hüftgold vergangene Woche, die Partyschlagersänger Schürze und DJ Robin würden derzeit geradezu auf dem „Scheiterhaufen“ geopfert, ebenso wie die künstlerische Freiheit. Der 45-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Matthias Distel heißt, hatte 2014 seinen Durchbruch mit dem Lied „Dicke Titten, Kartoffelsalat“.
Er selbst mache Lieder mit Texten, „die nicht immer politisch korrekte Texte haben“, so der Musikproduzent, der auch „Layla“ produzierte. „Wir sehen, dass Spießertum und angebliche politische Korrektheit eher zum Gegenteil dessen führen, was sie erreichen wollen: Das, was die Spießer unterbinden möchten, wird gerade groß“, so Distel. Er könne sich über die Empörung nur freuen, sein Lied werde doppelt so oft auf Online-Plattformen gestreamt wie vor der Debatte. „Die Puffmama kennt spätestens seit der Nacht, in der untersagt wurde, sie zu spielen, ausnahmslos jeder. Dafür schon mal ein großes Dankeschön.“
Der Musiker erinnert aber zugleich an „Schlagerbarden der Vergangenheit“ wie Udo Jürgens, der Zeilen sang wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ oder Peter Maffay mit „Ich war 16 und sie 31“. Die „Layla-Debatte“ unterwandere auch das deutsche Grundgesetz, so der Musiker. Denn das Lied verteidige in gewisser Weise auch die Freiheit dieses Landes.
4 Antworten
Kein Wunder, wenn die Leute in Scharen die Kirchen verlassen
Kultur und neue Kompositionen wie von J.S.Bach schreien danach wieder mehr Aufmerksamkeit in Deutschland und der EU zu bekommen. Fußball und Schlager = deutsche Kultur & öffentlich rechtliche. In NRW wurde die beste Kultur und Wissenschaftsministerin gegen eine Verkehrsministerin ausgetauscht, die sich jetzt um die Kultur kümmern soll. Ein Trauerspiel neben den vielen Weltwolken – wenn sie wenigstens Regen bringen würden für die Bauern!
Nichts mehr ist unmögkich in den „Kirchen“; bleibt nur zu Beten
Maranatha ,Herr JESUS CHRISTUS komme bald!
1. Kor 6, 12: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Als ehrenamtlicher Organist habe ich auch jeden Sonntag (eigentlich schon Tage eher, falls etwas einzuüben ist) die Wahl, das Prä- und Postludium auszuwählen. Gerne mache ich das abhängig von den vorgeschlagenen Lesungstexten, besser noch vom Predigtthema. Ein populäres Stück im Radio, dass man auch mal in der Kirche an der Orgel gehört hat, ruft die Predigt eher wieder ins Gedächtnis, auch nach längerer Zeit.
Layla ist erlaubt, aber dient auch nicht unbedingt zum Guten – passt aber ggf. dann als Negativbeispiel zur Predigt. Oder auch mal zu Prediger 11,9.
Und derartige Musik kann dann eine Predigt oder einen Lesungstext „verstärken“, wie der Wellerman oder die Titelmusik vom Fluch der Karibik die Begebenheit von Jonas oder den Sturm auf dem See Genezareth „untermalen“ kann. Wenn man sowas ausnahmsweise (!) macht und wenn es nicht auf Beifallsheischerei abgesehen wird, dann halte ich das im Einzelfall für durchaus geeignet.
Was viele nicht wissen: einige der Melodien in unseren Gesangbüchern entspringen mittelalterlichen Saufliedern, Tanzliedern usw.. Die Märsche (Kirmesmusik ?) eines Lefebure-Wely, der durchaus für seine Improvisationen und die Übernahme von Themen aus Opern von Meyerbeer berühmt-berüchtigt war, galten seinerzeit bis heute als „angemessene“ Kirchenmusik. Zeitgenossen wie Saint-Saens bekamen von ihrem Pfarrer eher einer Standpauke, sie mögen die langweiligen Fugen zu unterlassen und die Leute dort musikalisch abzuholen, wo sie herkämen: aus der komischen Oper.