Hiob als actiongeladener Science-Fiction

Der amerikanischen Produktionsfirma Angel Studios ist wieder einmal ein Coup gelungen. Mit dem Spielfilm „The Shift“ haben die Macher die biblische Hiob-Geschichte als Science-Fiction umgesetzt. Und das funktioniert beeindruckend gut!
Von Jörn Schumacher
The Shift

Angel Studios hat in Sachen christliche Filme die Weichen neu gestellt. Mit der Serie „The Chosen“ ließen sie ab 2017 die Person Jesus Christus unzähligen Menschen weltweit in einem ganz neuen Licht erscheinen. Nebenbei erschufen die frommen Filmproduzenten ein neues Konzept zur Vermarktung von Inhalten, das sich als äußerst erfolgreich erwiesen hat, nämlich durch den freiwilligen (Vor-)Kauf von Folgen für einen selbst oder als Geschenk für andere.

Auch der sehr erfolgreiche Film „Sound of Freedom“, der 2023 beim Ticket-Verkauf kurzzeitig sogar Mainstream-Blockbuster vom Sockel stieß, sorgt bis heute für kontroverse Diskussionen und viel Aufmerksamkeit auch in der säkularen Film-Branche. Im März erscheint aus dem selben Hause mit „Cabrini“ das Biopic einer italienisch-amerikanischen Nonne, die eines der größten Hilfswerke der Welt aufbaute.

Im November folgt mit „Bonhoeffer“ ein hochkarätig besetzter Film über den deutschen Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Vorbei also die Zeit, in der christliche Filme vor allem billig und schlecht produziert wurden und dem Zuschauer mit der Holzhammer-Methode eine biblische Botschaft einhämmern wollten.

„The Shift“ setzt den Angel Studios-Trend fort. Wird hier gar ein neues Genre geboren? Viele Werke in der Sparte „Christlicher Science-Fiction“ gibt es jedenfalls noch nicht. Der Regisseur Brock Heasley erzählt in seinem Erstlingswerk die biblische Geschichte von Hiob nach, der von Gott durch ein tiefes Tal geführt wird und bei einer „Wette“ mit dem Teufel seine Treue zu Gott beweisen soll. Und das ist ihm so fesselnd gelungen, dass man sich nur wünschen kann, dass „The Shift“ bald auch auf Deutsch übersetzt hierzulande zu sehen ist.

Erstklassige Besetzung, alte Bekannte aus „The Chosen“

Das Wort „Shift“ kann man mit „Verschiebung“, aber auch mit „Ausweg“ übersetzen. Ein unheimlicher Zeitgenosse, der sich selbst „The Benefactor“ („Der Wohltäter“) nennt, kann mit einem „Shift“ die Handlungsstränge im Leben jedes Menschen verändern. Ein Klick auf ein Gerät an seinem Arm (ein so genannter „Deviator“) lässt Menschen aus der Welt verschwinden – sie tauchen dann in einer anderen Parallel-Welt wieder auf.

Auch den Hauptcharakter Kevin Garner lässt der „Wohltäter“ eines Tages verschwinden. Kevin landet in einer düsteren Horror-Version seiner Welt. Der „Benefactor“ wird beeindruckend einschüchternd verkörpert von Neal McDonough (bekannt etwa aus „Minority Report“ und „Captain America: The First Avenger“), in maßgeschneidertem Nadelstreifenanzug und mit stahlblauen Augen.

Überhaupt ist der erfreulich gute Cast mit verantwortlich für die gute Unterhaltung, die der sehr gut gemachte Film bietet. Sean Astin (Hobbit „Sam“ aus „Der Herr der Ringe“) ist in einer tragenden Rolle zu sehen, der allerdings – und das ist fies angesichts seiner etwas rundlichen Statur – in jeder Szene des Films isst.

Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit einigen Schauspielern aus „The Chosen“, als da wären: Elizabeth Tabish (Maria Magdalena), Paras Patel (Matthew aus The Chosen) und Jordan Walker Ross (Jakobus). Außerdem tritt als kleiner Stargast auf: John Billingsley, bekannt als Dr. Phlox aus der Serie „Star Trek: Enterprise“. Die Hauptfigur Kevin wird ebenfalls sehr gut verkörpert von Kristoffer Polaha, der 2022 in „Jurassic World“ und 2020 in „Wonder Woman“ mitspielte.

Der Tod ist ein „Shift“ in eine andere Realität

Der „Benefactor“ macht seinen Opfern klar: Entscheidungen sind die Weggabelungen unseres Lebens. Sie erschaffen quasi in jedem Augenblick eine neue Realität. Der smarte, aber auch etwas diabolisch wirkende Mann konfrontiert seine Opfer mit ihren schlechten Entscheidungen, indem er sie in die entsprechende böse Welt verfrachtet. Er bietet ihnen gleichzeitig eine Erlösung an: Sich ihm unterwerfen und anerkennen, dass man ein schlechter Mensch ist, aber leider nichts dagegen tun kann.

Kevin ist der eine, der sich dem Benefactor widersetzt. In seiner Hilflosigkeit betet er zu Gott, und obwohl er in seiner neuen, düsteren Welt gefangen ist, gibt er die Hoffnung nicht auf, dass er irgendwann wieder zurück in seine Realität „geshiftet“ wird. So wie Hiob in der Bibel ist er nicht bereit, seinen Glauben an Gott zugunsten dessen Gegenparts loszulassen, so hoffnungslos auch alles erscheint. Hiob und Kevin müssen auf bittere Weise erkennen, dass im Grunde alles im Leben von der Gnade Gottes abhängt.

Nach christlichem Verständnis ist der Tod ja auch so eine Art „Shift“ in eine andere Realität. Vielleicht sollten wir uns manchmal mehr darum sorgen, in welche Realität wir dann landen werden. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass uns Gott rettet, auch wenn wir es nicht verdient haben. So wie Hiob muss sich auch Kevin die Frage stellen, wer der Lügner in der Geschichte ist, der vermeintliche „Wohltäter“ oder Gott? Diesen Konflikt stellt der Film auf grandiose Weise dar.

Neues Erkennungszeichen für Christen

Den Filmemachern ist bei alledem ein geradezu genialer Kniff gelungen. Kevin zeigt an einer Stelle ein schlichtes Tattoo auf seinem Arm. Es zeigt zwei Kreise, die sich berühren, der eine hell, der andere dunkel. „Das ist ein Grab“, erklärt Kevin. „Ein leeres Grab.“ Das Symbol schenkte Kevin auch einmal seiner Frau Molly in Form einer Halskette.

Auf der Rückseite stehen die Worte „He lives“ (Er lebt). Und damit macht Kevin einerseits seiner Frau Hoffnung darauf, dass der gemeinsame Sohn, der verschwunden (geshiftet?) ist, sicher noch lebt. Zum anderen verweist der Satz aber auch auf den auferstandenen Christus. Die beiden Ringe, die immer wieder im Film auftauchen, können auch als Symbol für die Liebe zwischen Kevin und Molly stehen.

Funfact: Die Halskette kann man tatsächlich käuflich erwerben, Angel Studios bietet das Stück im Online-Shop in Gold oder Silber an. Auch T-Shirts mit diesem Symbol, das das Zeug hat, so etwas wie ein neues Erkennungszeichen für Christen zu werden, sind erhältlich. Merchandise, der das christliche Studio zusätzlich am Leben hält.

„The Shift“ ist eine wunderbar actiongeladene Science-Fiction-Achterbahnfahrt mit christlicher Botschaft und sehr guten Darstellern. Die intelligent erzählte Geschichte kommt mit ihren herrlich verwirrenden Spiel um Zeit und Raum manchmal sogar an Meisterwerke von Christopher Nolan wie „Tenet“ heran.

Der Film landete so auch am zweiten Kinowochenende in der Top-10-Platzierung in den USA und spielte acht Millionen Dollar ein. Beim Film-Bewertungs-Portal „Rotten Tomatoes“ erreichte er ein Zuschauer-Rating von beachtlichen 87 Prozent. Noch ist nicht klar, ob „The Shift“ übersetzt auch in Deutschland anlaufen wird. Auf Nachfrage hieß es bei Angel Studios, dass er aber sehr wahrscheinlich irgendwann so wie „The Chosen“ auch über die App der Produktionsfirma geschaut werden kann.

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