Nach den Anschlägen in Sri Lankas Hauptstadt Colombo am Ostersonntag gehe es nun vor allem darum, seelischen und psychologischen Beistand zu leisten und „und Familien, die ihr Einkommen durch den Tod von Vater oder Mutter verloren haben, besonders beizustehen“. Das sagt der Landesdirektor von humedica Lanka, Prithiviraj Thamotharampillai. Als humedica Lanka ist die Hilfsorganisation humedica mit 27 Mitarbeitern im Land vertreten. Sie stehe auch im direkten Austausch mit den örtlichen Gemeinden, zum Beispiel mit der Zion-Kirche in Batticaloa, in der vor allem Christen und Hindus von den Anschlägen betroffen seien. „Besonders wichtig ist jetzt, dass alle Sri Lanker in dieser Situation zusammenstehen. Diese Vorfälle dürfen keinen Keil in die Gesellschaft treiben“, sagt Prithiviraj.
Mitarbeiter von Humedica waren bereits direkt nach den Anschlägen als Katastrophenhelfer vor Ort. humedica Lanka und das Rote Kreuz Sri Lanka seien die einzigen Hilfsorganisationen gewesen, die auf den Krankenstationen zugelassen wurden, sagt die Hilfsorganisation gegenüber pro. Ein fünfköpfiges Team habe im „Negombo Provincial Hospital“ die Opfer der Explosion betreut, mit Dingen des alltäglichen Bedarfs versorgt und Verletzte behandelt. So seien 300 Liter Wasser und 200 Getränkepakete sowie Kekse, Toilettenpapier und Seife an die Betroffenen ausgegeben worden.
Ziel: Frieden im Land schaffen
Humedica plant nun, die Betroffenen der Anschläge weiter zu unterstützen. Weil viele Familien ihren einzigen Broterwerber verloren hätten, soll es Projekte zur Weiterbildung und Einkommensförderung geben. Insbesondere Familien mit Kindern will die Organisation helfen. Des weiteren gebe es Trauma-Therapien und Versöhnungstreffen im interreligiösen Bereich für Christen, Buddhisten, Hindus und Muslime, da die aktuelle Krise erneut eine „anti-muslimische Stimmung“ innerhalb und außerhalb von Sri Lanka hervorgerufen habe. Bereits seit mehreren Jahren engagiere sich humedica Lanka durch neutrale Hilfeleistungen und multikulturelle und multireligiöse Teams, „dem Geist der Versöhnung und der Hilfe für alle Menschen – unabhängig von ihrem Hintergrund – Raum und Gestalt zu geben“.
Direkte medizinische Hilfe leiste die Organisation nun nicht mehr, da das Gesundheitsministerium in der Lage sei, diese zu bewältigen. Die Organisation wolle hingegen „Lücken schließen und in Krisensituationen effektiv beistehen“. Die humanitäre Hilfe soll dazu beitragen, Einigung und Frieden im Land zu schaffen. Das Team von humedica Lanka bestehe sowohl aus Tamilen als auch aus Singalesen, deren Volksgruppen sich 30 Jahre lang in einem unerbittlichen Bürgerkrieg bekämpft hätten. „Unsere Vergangenheit muss überwunden werden“, sagt Prithiviraj. „Wir wollen als gemischtes Team zusammenwachsen und brauchen Menschen, denen es wichtig ist, das Trennende zu überwinden.“ Katastrophen unterschieden auch nicht zwischen Rasse, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht, ergänzt Prithiviraj.
Wolfgang Groß, Geschäftsführer von humedica, ergänzt, mit dem srilankischen Direktor Prithiviraj habe die Organisation nun vereinbart, zunächst zehn Rollstühle zu erwerben und an Anschlagsopfer zu übergeben, sowie Metallimplantate für die Versorgung von zwei Patienten, die komplizierte Knochenbrüche erlitten haben. Weitere Hilfsmaßnahmen sollten folgen, diese würden aber von der Höhe eingehender, zweckgebundener Spenden abhängen.
Von: Swanhild Zacharias/Norbert Schäfer