Belastung durch Cybermobbing nicht unterschätzen
In einer Studie des Zentrums für empirische und pädagogische Sozialforschung (Zepf) an der Universität Koblenz-Landau gaben 40 Prozent der Befragten an, von direktem Mobbing betroffen zu sein. Jeder sechste hat bereits einmal Cyber-Mobbing erlebt. Hauptverursacher dieser Attacken – so das Ergebnis der Zepf-Befragung – sind die eigenen Klassenkameraden.
Reinhold Jäger, geschäftsführender Leiter des "Zepf" und Leiter der Mobbingstudie sagt dazu: "Wir dürfen die Qualität des Cybermobbing nicht unterschätzen. Hier sind viele Betroffene hilflos. Sie erfahren häufig nur über Umwege von Gerüchten oder finden zufällig bloßstellende Fotos von sich im Netz."
Medienkompetenz als Gegenstrategie
Die Reaktionen der jugendlichen Opfer fallen unterschiedlich aus: "Einige sind eingeschüchtert, beteiligen sich nicht mehr am Unterricht und ziehen sich zurück, um keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Andere Kinder reagieren aggressiv oder werden krank. Jäger sieht die Schulen in der Pflicht, Eltern zu einer adäquaten Medienerziehung anzuleiten und zu unterstützen. Natürlich setze dies voraus, dass die Lehrerkräfte ihrerseits eine umfassende Ausbildung in Medienerziehung innerhalb ihrer Ausbildung erführen, so der Pädagoge. "Nur wer in diesem Bereich kompetent ist, wird weder in naiver Weise noch willentlich anderen Personen mit Hilfe neuer Medien Schaden zufügen wollen." Allerdings werde man die Bösartigkeit von bestimmten Menschen auch mit Medienkompetenz nicht eindämmen können.
Viele Eltern sind selbst unsicher, wie sie ihren Kindern helfen können, wenn sie betroffen sind. Die Initiative "Schau-Hin!" rät, das Thema bereits frühzeitig mit den Kindern zu besprechen und ihnen zu zeigen, wie sie durch vorsichtigen Umgang mit Daten und Fotos einem Teil der Angriffe vorbeugen können. Wenn Kinder bereits Opfer von virtuellen Attacken geworden sind, sollten Eltern eingreifen.
Fünf Tipps für Eltern von "Schau-Hin!":
1. Gespräch: Kinder sollten wissen, dass sie sich mit Problemen an die Eltern wenden können. Gemeinsam können Eltern und Kinder dann Lösungen suchen und beispielsweise die Schule informieren.
2. Belege sichern: UM das Mobbing zu beweisen, müssen Belege gesichert werden. Ein Screenshot dient dazu, den aktuellen Bildschirminhalt zu sichern. Ansonsten sollten Uhrzeit, Name des Internetportals, in dem Mobbing stattfand, der Nickname des Täters sowie alle verfügbaren Informationen aufgeschrieben werden.
3. Inhalte im Internet löschen lassen: Wer nicht möchte, dass Fotos, Videos oder sonstige Daten von ihm im Internet veröffentlicht werden, kann vom demjenigen, der die Inhalte online gestellt hat, verlangen, diese zu entfernen. Reagiert derjenige nicht, sollte man sich an den Betreiber des Netzwerkes oder Internetdienstes wenden. Bei Problemen hilft auch die Beschwerdestelle von jugendschutz.net weiter.
4. Eltern informieren: Ist der Täter namentlich bekannt, sollten dessen Eltern informiert werden. Auch Lehrer sollten erfahren, was vorgeht, damit sie Cybermobbing im Unterricht zum Thema machen können.
5. Beleidigungen und Verleumdungen können auch strafrechtlich verfolgt werden. Die örtliche Polizeidienststelle nimmt Anzeigen entgegen. Hilfreich sind auf jeden Fall Beweise, beispielsweise ausgedruckte Internetseiten.
Weiter Informationen zum Thema Mobbing finden Kinder, Eltern und Lehrer bei dem Internetportal www.mobbing.seitenstark.de.
Der Kinderkanal "Kika" sendete im März den Film: "Netzangriff", der das Thema Cybermobbing und die Folgen thematisiert. (pro)