Hessen: Islamunterricht als Regelangebot

Seit Montag werden knapp 450 Kinder in 27 staatlichen Grundschulen in Hessen im Fach Islam unterrichtet. Hessen ist damit das erste Bundesland, das einen bekenntnisorientierten Islamunterricht als Regelangebot einführt.
Von PRO

Er basiert auf einem Kern-Curriculum, das das Land Hessen mit zwei religiösen Interessengruppen ausgearbeitet hatte. Die Landesregierung bestehend aus CDU und FDP war im Vorfeld kritisiert worden, dass mit der Achmadiya-Gemeinde und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) lediglich zwei von vielen religiösen Interessengruppen an der Ausarbeitung des Curriculums beteiligt waren.

Unterricht orientiert sich am Curriculum

Bestandteil des Unterrichts soll laut Curriculum der Koran als heiliges Buch der Muslime und das Leben Mohammeds sein. Darüber hinaus geht es um die Rituale des muslimischen Lebens, wie etwa das Freitagsgebet und das Fasten im Ramadan, die Bestandteil des Unterrichts sind. Ein dritter Schwerpunkt sind ethische Aspekte des Islam. Philosophische Fragen sollen durch die Pädagogen auf eine kindgerechte Ebene herunter gebrochen werden. Die Kinder sollen auch andere Religionen im Unterricht kennenlernen. Unterrichtet wird auf Deutsch, die Lehrer müssen verbeamtet und muslimischen Glaubens sein.

Die hessische Kultusministerin Nicola Beer (FDP) zeigte sich gegenüber dem Hessischen Rundfunk zufrieden mit der Einführung. Die 27 Grundschulen seien ein Anfang, der nun sukzessive und flächendeckend ausgebaut werde. Bei dem Unterricht handele es sich um ein staatliches Projekt mit staatlich genehmigtem Curriculum. Mit dem Anstieg der Schülerzahlen würden bald auch mehr Lehrer zur Verfügung stehen.

Hessen als Modellprojekt?

Beer hoffe, dass auch andere Bundesländer dieses Konzept umsetzten. Dies garantiere, dass muslimische Inhalte nicht mehr in irgendwelchen Hinterhöfen, sondern in staatlichen Einrichtungen gelehrt würden. HR-Redakteur Christoph Scheffer sieht damit ein Grundrecht umgesetzt, das den Muslimen jahrelang zugestanden habe. Die FDP habe dies gegen teils erbitterten Widerstand des Koalitionspartners CDU durchgesetzt. Unterrichten werden Lehrer, die bereits im Schuldienst sind und die sich seit März bei einem von der Universität Gießen inhaltlich konzipierten Weiterbildungskurs auf ihre neue Rolle als Islam-Lehrer vorbereiten.

Nordrhein-Westfalen hatte im vergangenen Jahr als erstes Bundesland zunächst projektmäßig den bekenntnisorientierten Unterricht eingeführt. Ein regulärer Lehrplan für den islamischen Religionsunterricht soll noch in diesem Jahr fertig sein. Bis dahin können sich die Lehrer an den Themen der Islamkunde orientieren. In Nordrhein-Westfalen votierten übrigens SPD, Grüne und CDU für das Konzept. Die FDP enthielt sich bei der Abstimmung, die Linkspartei stimmte dagegen. Kritik gab es auch von den Kirchen. Sie hatten darauf verwiesen, dass der wertneutrale Staat nur formal die Lehrpläne für den Religionsunterricht bestimmen darf, die konkreten Inhalte hingegen von der jeweiligen Religionsgemeinschaft festgelegt würden. Dies müsse dann auch für die Muslime gelten. (pro)

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