Heinrich Goebel veröffentlichte 1916 ein Buch unter dem Titel „Unsere Helden im großen Weltkrieg“. Goebel, im Oktober 1864 geboren, war Prediger der Evangelischen Gemeinschaft. Diese Freikirche schloss sich im Velauf der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts der Evangelisch-Methodistischen Kirche an. Der Kirchenhistoriker Martin Greschat, ein Enkel von Heinrich Goebel, hat sich mit dem Leben seines Großvaters und dessen Buch kritisch auseinandergesetzt.
Die Widmung des Buches lautet: „Den Gefallenen zur Ehre, den Zeitgenossen zur Lehre, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung gewidmet vom Jugendbund der Evangelischen Gemeinschaft in Deutschland.“ Der Hauptteil des Buches mit insgesamt vier Kapiteln ist der Abschnitt „Wie sie starben“. Auf etwa 80 Seiten beschreibt Goebel darin den Tod von 73 jungen Menschen, die zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung bereits im Krieg gefallen waren. Seine Berichte ergänzen Bilder und Auszüge aus persönlichen Briefen. Die Widmung sei typisch für Goebels patriotische Haltung, erklärt Greschat. „Ich habe noch ein lebendiges Bild von meinem Großvater“, erzählt er. Der Historiker und Theologe erinnert sich an die „neupietistische Strenge“, die sein Großvater Heinrich Goebel gepflegt habe. Gegenüber seinen zehn Kindern und auch seinen Enkeln habe er ein strenges Regiment geführt.
In dem Buch schildert Goebel eine Abendmahlsfeier, bei der sich etwa „50 bis 60 Heerespflichtige meiner Gemeinde […] entschlossen die Hand reichten mit den Worten ‚Wir sehen uns wieder als Sieger, oder hier auf Erden nimmermehr!‘.“ Martin Greschat erkennt darin die religiöse Grundmelodie, die dem Buch zugrunde liegt: „Christen sind treue, mutige Kämpfer. Wenn sie sterben, haben sie die Gewissheit, doch in der Hand Gottes zu bleiben und das Himmelreich zu erben.“ In der religiösen Überhöhung des Nationalismus wurde der „Heldentod“ zum „Ehrentod“, der Gefallene wurde als Märtyrer angesehen. Die Mitglieder der meisten Freikichen in Deutschland dachten ebenso, konstatiert Greschat.