An Karfreitag erinnern sich Christen an das Leiden und Sterben Jesu. „In diesem Leid und in dieser Verzweiflung ist Gott den Menschen ganz nah. Und zwar gerade denjenigen, die selbst Opfer von Gewalt sind, den Sterbenden, den Verzweifelten und Leidenden“, betonte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in seiner Karfreitagsbotschaft.
Weil Gottes Sohn Jesus Christus selbst gelitten habe, gedächten „Christen auch all derjenigen, die heute Not und Unrecht erdulden. Und erinnern dabei zugleich an die Bosheit und die Gleichgültigkeit, den Hass und den Spott, der sich um dieses Kreuz versammelte.“ In jedem einzelnen Leidenden sei das Ebenbild Gottes zu erkennen, „wie elend, verlassen und geschunden er oder sie auch sein mag“.
Es gebe auch Menschen, die die Würde mit Füßen treten. Auch die dunklen Seiten der Menschen seien in den Blick zu nehmen, auch sie gehörten zu Karfreitag, betonte der evangelische Theologe. Es gehe darum, die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes, die selbst den Tod überwinde, stark zu machen. Jeder Mensch, der dem anderen gegenübertrete, sei zum Bilde Gottes geschaffen. „Da dürfen Hass und Gewalt keinen Platz in unserem Miteinander haben. Denn Gott ist kein Gott der Gewalt, sondern der Liebe.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, warb am Karfreitag für mehr Miteinander in Europa. Christen müssten gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neuer Hass und Misstrauen gegeneinander gesät würden. Die christliche Prägung Europas werde erkennbar und spürbar in einem Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens, heißt es in einem vorab veröffentlichten Predigtmanuskript.
Aus Sicht von Marx soll die Karwoche gerade in den „Zeiten von Umbruch und Krise ein Lernort für die Kirche“ sein. Die letzten Tage Jesu hätten die Welt verändert und bis heute geprägt, „trotz allen Versagens der Kirche“, hatte Marx in seiner Predigt am Palmsonntag gesagt. Kirche dürfe nicht von oben herab verurteilen, sondern dazu einladen, bei „Jesus zu sein und Ihm zu begegnen“. Nur in dieser Haltung könne der Weg der Kirchen zum Segen werden und zum Aufbruch.
Von: Norbert Schäfer