Harald Schmidt: Kirche ja, Theologie nein

In die Kirche gehe er weiter regelmäßig, aber von Theologie hält Entertainer Harald Schmidt nichts: „Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach.“
Von Jörn Schumacher
Harald Schmidt wurde einem großen Publikum durch seine Late-Night-Show bekannt, die er zwischen 1995 und 2014 präsentierte

Mit dem Fernsehen habe er abgeschlossen, bestätigte Harald Schmidt dem NZZ-Journalisten Hansjörg Friedrich Müller in einem Interview auf Nachfrage. „Ich bin jetzt Privatier, aber – Achtung, neue Pointe, die ich noch nicht verheizt habe – Fernsehen kann ich mir finanziell nicht mehr leisten.“ Schmidt war zunächst Schauspieler und Kabarettist, gemeinsam mit Herbert Feuerstein moderierte er von 1990 bis 1994 die Comedy-Sendung „Schmidteinander“ und von 1995 bis 2014 war er Gastgeber in der „Harald Schmidt Show“ auf Sat.1.

Er ist Vater von fünf Kindern und nun als Kolumnist, Filmschauspieler und Nebendarsteller in klassischen deutschsprachigen TV-Formaten („Traumschiff“, „Tatort“) tätig. „Wenn es irgendwann bei einem Sender nicht mehr funktionierte, zogen wir weiter, und irgendwann war halt Schluss. Ich habe nie Quoten geliefert, immer nur Qualität“, sagte Schmidt der NZZ.

Auf die Frage, ob er noch oft in die heilige Messe gehe, antwortet Schmidt, der ursprünglich einmal Priester werden wollte: „Ja, denn ich bin ja ein großer Freund des Rituals. Dieses Selbstgestrickte, wo dann an Weihnachten beim Krippenspiel plötzlich ein Kind ein Biene-Maja-Kostüm anhat, mag ich nicht so.“

Es gebe in Köln Priester, deren Predigten er gut findet. „Hauptsächlich Jesuiten. Aber theologisch kann ich das nicht beurteilen.“ Schmidt weiter: „Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach. Ich kenne Frauen in den Neunzigern, die gehen jeden Sonntag in die Kirche und beten täglich den Rosenkranz. Die wissen nicht einmal, dass es überhaupt Theologieprofessoren gibt.“

Es habe in seinem Leben nie atheistische oder agnostische Phasen gegeben, so Schmidt. „Zweifel schon, aber warum sollte man für die 80 oder 85 Jahre, die man hier auf Erden ist, den großen Durchblicker spielen? Die Wahrscheinlichkeit, dass es hinterher ganz anders ist, liegt ja mindestens bei 50 zu 50.“ Aber wenn ihm jemand sage, dass er mit Glauben nichts am Hut habe, sei das „auch okay“, so Schmidt. „Als Katholik müsste ich natürlich im Auftrag der Kirche missionieren, aber das mache ich nicht.“

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6 Antworten

  1. Wozu braucht man also Theologie?
    Schmidt hat natürlich recht, die Theologie schafft keinen Glauben.
    Trotzdem ist sie notwendig.
    Ein schönes Bild, warum das so ist, fand ich das des „Fliegengitters“: Die Theologie überprüft das was man meint zu glauben anhand der Schrift. Damit man eben nicht „alles mögliche“ glaubt, jeden „Fliegenschiss“ für Wahrheit hält.

    So wie Luther es formulierte:
    Überzeugt durch die Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe,
    gebunden an sein Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes.

    „… welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
    (aus 1. Timotheus)

    „Das Wesen der Gemeinde ist nicht, Theologie zu treiben,
    sondern dem Worte Gottes zu glauben und zu gehorchen.
    Weil es aber Gott gefallen hat, sich im gesprochenen Menschenwort zu offenbaren und weil dieses Wort der Verfälschung und der Verunreinigung durch Menschengedanken und -meinungen ausgesetzt ist, darum bedarf die Gemeinde der Klarheit über wahre und falsche Verkündigung, sie braucht ein Hilfsmittel,
    ein Kampfmittel, nicht Selbstzweck.
    In Zeiten der Anfechtung ist die Gemeinde zu solcher Mündigkeit in besonderer Weise aufgerufen.

    Das Wort Gottes ist die einzige Norm und Regel aller rechten christlichen Erkenntnis. Das Bekenntnis ist Auslegung und Bezeugung des Wortes Gottes für eine bestimmte Zeit und Gefahr, es ist dem Wort Gottes unterworfen.

    Die Theologie ist Auslegung des Bekenntnisses unter bestimmten Gesichtspunkten und dauernder Prüfung des Bekenntnisses an der Schrift.
    Der Glaube entsteht allein aus der Predigt des Wortes Gottes (Römer 10, 17), er bedarf nicht der Theologie, aber die rechte Predigt bedarf des Bekenntnisses und der Theologie.

    Der Glaube der durch die Predigt entsteht, sucht seine Bestätigung wiederum an der Schrift und den Bekenntnissen und treibt so selbst Theologie.“

    (Dietrich Bonhoeffer)

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    1. Lieber Tom, vielen Dank , dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen; super erklärt, den Zusammenhang von Glaube und Theologie.!
      Bei Harald Schmidt ( den ich echt klasse finde, weil er nicht „schwurbelt“), fällt mir voller Ironie der Song vom Kölner „Original“ Jürgen Becker ( in etwas verändertem Text) ein: „ Ein Jlück, datt wir nich katholisch sin !“

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  2. Mich hätte noch mehr interessiert an was oder wen er glaubt: ein selbstgezimmertes oder das biblische Gottesbild?

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  3. Harald Sch. schlug über Jahre die Orgel in katholischen Kirchen in und um Nürtingen, besuchte das Hölderlingymnasium in dieser Stadt und hatte das Angebot, einen Religionsunterricht bei vorzüglichen katholischen Religionslehrern dieses Bildungshauses zu besuchen. Wenn er nun eine solche These verkündet, frage ich mich als evangelischer Religionslehrer des anderen Gymnasiums an diesem Ort, ob er vielleicht des Öfteren krank war oder aus sonstigen Gründen nicht präsent sein konnte?

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  4. Ich frage mich: Was ist der Glaube des Entertainers Schmidt? Wenn er keine Theologie zum Glauben braucht, dann zumindest die Bibel. Glaube ohne Kenntnis der heilsentscheidenden Aussagen der Bibel gibt es nicht.

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  5. „Ich glaube einfach“, so Harald Schmidt. Und wodurch wird sein Glaube zur Tat?
    Jakobus 2,20: „Du gedankenloser Mensch! Willst du nicht einsehen, dass ein Glaube, der nicht zu Taten führt, wirkungslos ist?“

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