Hape Kerkeling: „Wie sollte ich am Göttlichen zweifeln?“

Der Entertainer Hape Kerkeling wird 60. Immer wieder schrieb und sprach der Comedian auch über sein Privatleben. Von seiner Oma habe er einen „naiven katholischen Glauben“ mitbekommen, sagte er kürzlich in einem Interview.
Von Jörn Schumacher
Hape Kerkeling, Komiker

Der Showmaster und Comedian wurde am 9. Dezember 1964 als Hans-Peter Wilhelm Kerkeling in Recklinghausen geboren. Aus diesem Anlass und zur Veröffentlichung seines neuesten Buches, „Gebt mir etwas Zeit“ hat der Entertainer mehrere Interviews gegeben. In seiner in diesem Jahr veröffentlichten Autobiografie legt Kerkeling dar, dass vieles dafür spricht, dass er ein Urenkel des englischen Königs Eduard VII. Ist.

Kerkeling wurde in den 80er-Jahren bekannt als Showmaster und Komiker. Bereits im Alter von 20 Jahren moderierte er die Fernsehsendung „Känguru“ in der ARD, später produzierte er sieben Folgen der Comedy-Show „Total Normal“ und danach „Darüber lacht die Welt“. Außerdem drehte Kerkeling mehrere Filme, darunter „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“, „Club Las Piranjas“ und „Samba in Mettmann“. Bekannt ist er für seine Kunstfiguren Horst Schlämmer, Uschi Blum sowie als niederländische Königin Beatrix. Die ARD feiert Kerkelings runden Geburtstag mit mehreren Sendungen, unter anderem mit der Dokumentation „Hape Kerkeling – Total normal“. Kerkeling spricht neben Deutsch auch Niederländisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Englisch. Auf die Frage, ob er möglicherweise eine Veranlagung zu einer Hochbegabung habe, sagte der Entertainer in einem Interview mit der Tageszeitung (taz), seine ehemalige Klassenlehrerin habe auf diese Frage einmal geantwortet: „Nein, hochbegabt war er nicht. Er war geistig hervorragend.“

Sein Bericht „Ich bin dann mal weg“ (2006) über seine Pilgerreise nach Santiago de Compostela ist eines der meistverkauften deutschen Sachbücher. Die Pilgerreise war seine Antwort auf eine persönliche Krise nach einer Operation und einem Hörsturz. Auf die Frage, ob er den Weg nun zum bevorstehenden 25. Jubiläum der Reise ein weiteres Mal gehen würde, sagte Kerkeling vor kurzem im Interview mit web.de: „Jetzt wo Sie es sagen. Das schreit ja nach einer Fortsetzung.“

„Wollte Priester werden“

Häufig sprach der Entertainer über seinen Glauben und seinen katholischen Hintergrund. In der Radiosendung „Blaue Couch“ des Bayerischen Rundfunks (BR) sagte Kerkeling vor kurzem, dass er Ministrant war, aber nur kurz, da der Priester ihm vorwarf, aus dem Messdienerdienst eine Show zu machen. „Die Leute gucken immer auf Dich. Die sollen mir zuhören. (…) Ich bin rausgeflogen, weil der Pfarrer fand, ich würde alle Aufmerksamkeit auf mich lenken.“ Dabei habe er „nur freundlich dagesessen“, versicherte der Komiker. Allerdings räumte er ein, ein- oder zweimal an der falschen Stelle geläutet zu haben, nämlich vor der Wandlung. Weiter sagte Kerkeling dem BR: „Ich hatte eine extrem gläubige Phase als Kind, da bin ich jeden Sonntag in die Kirche gerannt, auch von meiner Oma. Irgendwie hat mich das total geprägt.“ Er habe sogar überlegt, Priester zu werden. Dieser Glaube sei allerdings „in der Pubertät ins Wanken geraten“.

„Kinderglauben zurückerobert“

Nach dem Suizid seiner Mutter 1973 wuchs Kerkeling bei seinen Großeltern auf. Die Familie seines Großvaters stammt aus den Niederlanden, daher stammt auch der Familienname, der auf Deutsch mit „Kirchner“ im Sinne von „Küster“ übersetzt werden kann. Der starke katholische Glaube seiner Großmutter habe ihn sehr geprägt, sagte Kerkeling in „Blaue Couch“. „Die hatte einen relativ naiven katholischen Glauben, so wie sich das die katholische Kirche auch wünscht.“ Kerkeling fuhr fort: „Aber sie war nicht unkritisch, sie hatte da schon auch ihre eigene Meinung. Aber sie hat so einen Kinderglauben an Gott gehabt und der hat sie getragen.“

Dieser Glaube in der Familie habe ihn später dann auch dazu geführt, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu bestreiten. Kerkeling: „Ich habe diesen Kinderglauben mir zurückerobert, gucke aber so ein bisschen kritischer darauf, als mir das als Kind eben möglich war.“ Dieses „fest im Glauben stehen“ sei durch den Pilgerweg wiedergekommen, so Kerkeling.

Im Interview sagte Kerkeling weiter: „Die Menschen glauben, dass so jemand wie ich nur vom Glück bestrahlt wurde, sein Leben lang ein sogenanntes Glückskind, ein Sonntagskind. Und auch das hat mich irgendwann dazu bewegt zu sagen: Ja, die Leute sollen ruhig wissen, dass ich es mitunter sehr schwer im Leben hatte und auch kämpfen musste.“

In den vergangenen Jahren äußerte sich Kerkeling auch häufiger zu politischen Themen. In einem Interview mit der Deutschen Presseagentur (dpa) sagte Kerkeling: „Ich bin kein Historiker, kein Politologe, kein Soziologe, kein Wirtschaftswissenschaftler. Aber wenn ich mir die Sache einfach mal als Bürger so anschaue, dann muss ich doch erkennen, dass es Kräfte in diesem Land gibt, die die Demokratie beseitigen wollen, und diese Kräfte werden unterstützt von einigen sehr mächtigen Ländern, die ebenfalls alles dafür tun würden, um unsere Demokratie abzuräumen. Wenn man das erkennt, dann muss die Konsequenz daraus doch sein, dass wir uns mit aller Macht dagegen stemmen müssen. Ich kann nur jeden dazu auffordern, seine Stimme zu erheben.“

Auf die Frage „Wie halten Sie es eigentlich mit der Religion?“ sagte der Entertainer im Interview mit der taz: „Wie sollte ich am Göttlichen zweifeln, wenn es mir doch den unendlichen Sternenhimmel wie zum Beweis vor die Nase gepflanzt hat?“

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