Der katholische Theologe Hans Küng ist am heutigen Dienstag 85 Jahre alt geworden. Dem streitbaren emeritierten Professor für Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Präsidenten der von ihm gegründeten „Stiftung Weltethos“ war Ende 1979 die katholische Lehrerlaubnis entzogen worden.
Von PRO
Foto: Universidad Nacional de Educación a Distancia (CC-BY)
Küng wurde am 19. März 1928 in Sursee im Schweizer Kanton Luzern geboren. Er studierte Theologie und Philosophie an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1954 wurde er zum Diözesanpriester von Basel geweiht. Er folgte dem Ruf als Professor für Fundamentaltheologie an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen. Aber schon bald kam es zu Differenzen zur Kirche in Rom.
Küng entwickelte ein Reformprogramm, das die Abschaffung des Zölibats, die Gleichberechtigung der Frau und eine weit reichende Ökumene zum Ziel hatte. 1962 wurde er von Papst Johannes XXIII. als Konzilstheologen des Zweiten Vatikanischen Konzils berufen. Zwischen ihm und Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., kam es zum Bruch, als Ratzinger in der Auseinandersetzung mit der 68er-Bewegung konservativere Positionen vertrat, Küng hingegen die päpstliche Position kritisierte.
In Büchern wie „Die Kirche“ und „Unfehlbar? – Eine Anfrage“ kritisierte Küng zentrale Strukturelemente der katholischen Kirche. Im Dezember 1979 stellte ein von Papst Johannes Paul II. gebilligter Erlass der Glaubenskongregation gravierende Abweichungen Küngs von der katholischen Lehre fest, was einen Verbleib im theologischen Lehramt unmöglich machte. Nach verschiedenen Rügen aus Rom entzog ihm die Deutsche Bischofskonferenz die kirchliche Lehrerlaubnis. Ab 1980 war Küng ein fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie und Direktor des Instituts für ökumenische Forschung der Universität Tübingen.
Zu Küngs Hauptwerken zählen „Christ sein“ (1974), „Existiert Gott?“ (1978) und „Ewiges Leben?“ (1982). Immer wieder hinterfragte er Lehrmeinungen der römisch-katholischen Kirche, etwa die Unfehlbarkeit des Papstes, die Unsittlichkeit der künstlichen Empfängnisverhütung, das strikte Verbot der Abtreibung, die Unmöglichkeit der Frauenordination oder die Zölibatsverpflichtung für Priester. Nach Küngs Meinung ist die Katholische Kirche zu einer „Machtkirche“ geworden, die vor allem eigene Interessen verfolgt und nicht dem Evangelium Jesu Christi entspricht.
1990 veröffentlichte Küng ein Buch mit dem Titel „Projekt Weltethos“, aus dem die „Stiftung Weltethos“ mit Sitz in Tübingen hervorging, deren Präsident er seit 1995 ist. Die Stiftung will den Dialog der Religionen und Kulturen fördern. Mit seinem 85. Geburtstag zieht sich Küng mehr zurück. Sein Amt als Präsident der Stiftung Weltethos übernimmt Eberhard Pilz, der Präsident des Staatsgerichtshofs für das Land Baden-Württemberg. Küng moderierte für das deutschsprachige Schweizer Fernsehen mehrere Folgen der Sendung „Sternstunde Religion“, er schreibt regelmäßig für überregionale Tageszeitungen und kommentiert in Interviews das aktuelle kirchenpolitische Geschehen.
Als drängendstes Problem, das die heutige Kirche von Rom angehen müsse, sei „die Frauenfrage“, wie Küng gegenüber dem Magazin „Cicero“ vergangene Woche sagte. „Das betrifft Fragen von der Empfängnisverhütung über die Abtreibung bis zur Frauenordination.“ Er sei froh, dass ein Jesuit Papst geworden ist. „Die Jesuiten sind derjenige Orden, der am entschiedensten die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils zu verwirklichen versucht hat. Dafür wurden sie von Papst Wojtyla zum Teil heftig abgestraft. Ich hoffe, dass mit einem Jesuiten auf dem Heiligen Stuhl jetzt eine neue Zeit anbricht, in der wieder seriöse Theologie eine Rolle spielt und nicht all diese Movimenti und Opus Dei und dergleichen.“
Anlässlich seines Geburtstages strahlt der Fernsehsender 3sat am Freitag, den 22. März 2013, um 12.15 Uhr das Porträt „Hans Küng – Provokateur und Friedensstifter“ aus. (pro)
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