Gut gewollt, aber zu lahm: TV-Serie über Paulus

Die Serie „The Chosen“ scheint immer mehr Nachahmer zu finden. Nun hat ein hispanisches Team damit begonnen, das Leben von Paulus zu verfilmen. Der Pilotfilm ist wenig professionell gemacht und leider kaum unterhaltsam.
Von Jörn Schumacher
Es gibt eine neue Serie über den wohl wichtigsten Missionar des Urchristentums: Paulus

Das Leben des Paulus wurde bisher kaum filmisch wiedergegeben. Nun hat es sich ein hispanisches Team zur Aufgabe gemacht, eine Serie über den wohl wichtigsten Missionar des Urchristentums zu drehen. „Paul: The Last Apostle“ ist online zu sehen.

Die erste Folge dauert 25 Minuten und kann man sich auf der Webseite zum Film für 2,99 Dollar ausleihen. Interessenten müssen sich mit einer E-Mail-Adresse registrieren und können per Kreditkarte bezahlen. Bisher gibt es die Folge nur auf Englisch und Spanisch. Ob die Serie irgendwann auch auf Deutsch übersetzt wird, ist nicht bekannt.

Die Pilotfolge zeigt eher zusammenhanglos Episoden aus der Apostelgeschichte, bringt diese aber nicht in einen sinnvollen Kontext. Es beginnt mit dem Mob, der vor das Haus von Paulus‘ Freund Jason zieht. Die Juden ereifern sich und bringen Jason mit anderen Christen vor die Oberen der Stadt und klagen sie an.

Paulus‘ Leben leider nicht chronologisch erzählt

Es folgt eine Episode mit dem Ehepaar Priszilla und Aquila, die laut Apostelgeschichte ihre Existenz aufgegeben haben und Paulus folgten (Apostelgeschichte 18,2). Entsetzt müssen sie mit anhören, wie Kaiser Tiberius Claudius anordnet, dass alle Juden Rom verlassen müssen. Aber geschah das laut Geschichtsschreibung nicht schon im Jahr 19 nach Christus, also weit vor den Geschehnissen um Paulus?

Dann ist Paulus zu sehen, wie er in der Synagoge über Jesus predigt. Der sei der Messias gewesen, wie ihn schon der Prophet Jesaja vorhergesagt habe, sagt er. Besonders eng an die biblische Vorlage hielten sich die Filmemacher hier nicht. Paulus‘ Worte finden sich so nicht in der Apostelgeschichte.

Ausführender Produzent und zugleich Autor der Serie ist Oscar F. Gonzales. Er ist Leiter der hispanischen Organisation „En Su Misión Mionistry“, die nach eigener Aussage „Gott verherrlichen und sein Wort treu verbreiten“ möchte. Die in Memphis, Tennessee, ansässige NGO will Kirchengemeinden mit „praktischen Werkzeuge“ ausstatten.

Der Trailer des neuen Paulus-Films

Die Filmemacher haben sich nach eigener Aussagen darauf konzentrieren wollen, eng am biblischen Text zu bleiben. Ziel der Macher ist es, weitere Folgen von „Paul: The Last Apostle“ und sie womöglich auch in Kinos zu zeigen. Dafür sei weitere finanzielle Unterstützung über Crowdfunding nötig.

Drehbuch fesselt nicht

Für die Serie wurden größtenteils hispanische Laiendarsteller engagiert. Nur manche Hauptdarsteller (Paulus, Priszilla, Aquila) haben bereits in anderen Filmen mitgespielt. Bühnenbild und Kostüme fallen nicht in die höchste Kategorie. Schade ist aber vor allem, das das Drehbuch den Zuschauer nicht zu fesseln vermag.

Die einzelnen Episoden hängen nicht miteinander zusammen, sondern werden recht wahllos hintereinander gefügt. Deswegen ist es auch schwer, der Handlung zu folgen. Schade! Man hätte vielleicht Paulus‘ Lebensgeschichte chronologisch nacherzählen können; einen interessanten Spannungsbogen hätte sie wohl von sich aus geboten.

Zudem werden in dieser Serie die handelnden Personen nie vorgestellt. Ebenso bleiben die Orte der Handlung, ob Jerusalem, Rom oder Thessaloniki, völlig unklar. Da muss sich der Zuschauer schon gut mit der Apostelgeschichte auskennen, um hier den Überblick zu behalten.

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