An die neue Sendung auf dem prominenten Sendeplatz am Sonntagabend
wurden höchste Erwartungen herangetragen, von Jauch als Erlöser des
Talkshow-Genres in der ARD war in den Medien gar die Rede. Der beliebte
Moderator versuchte im Vorfeld diese Ansprüche zu relativieren – dennoch
war Jauch in den ersten Minuten der Anmoderation sichtbar aufgeregt,
fing sich dann aber, als er seinen ersten Gesprächspartner befragen
konnte.
Dabei handelte es sich um Marcy Borders, die zum Zeitpunkt der Anschläge im New Yorker World Trade Center arbeitete und wie so viele nur mit Mühe entkommen konnte. Berühmt wurde sie, weil ein Pressefotograf ein Foto von ihr schoss, das um die Welt ging: Es zeigt sie auf der Flucht, völlig eingedeckt mit Asche und mit einem Blick voller Angst.
Ein Einspieler zeigte ein Kurzportrait der Frau, die die psychischen Folgen des 11. September 2001 kaum verkraften konnte und von Drogen und Alkohol abhängig wurde. Erst jetzt, zehn Jahre nach den Anschlägen und seit dem Tod des Drahtführers Osama bin Laden habe sie mit der Sache abschließen können, sagte sie gegenüber Jauch. "Gott hat mich gerettet und mir geholfen…. Ich habe das zurückbekommen, was der Teufel mir genommen hatte."
Anschließend wandte sich Günther Jauch seinen Gästen in der Hauptrunde zu. Das Gespräch brachte allerdings kaum neue Einsichten in der Frage des Abends, ob der Westen auf die Anschläge angemessen reagiert habe. Dies lag einerseits am Kaliber der Gäste. So musste mit Jürgen Klinsmann der aktuelle Fußballtrainer der USA für das anvisierte Thema als Experte herhalten. Andererseits zeigte sich Jauch sehr zaghaft, so dass einige interessante Einwürfe nur oberflächlich behandelt wurden – etwa bei der Frage, ob sich Deutschland beim Afghanistan-Einsatz aufgedrängt hatte, oder als die Literaturexpertin Elke Heidenreich fragte, ob die Anschläge bei aller Tragik nicht auch ein Anlass für die Amerikaner sein könnten, ihren Lebensstil zu hinterfragen.
Auch von den anderen Gästen wurden Jauch Bälle zugespielt, die er aber nicht aufnahm. So riefen die Thesen des Afghanistan-Kenners Jürgen Todenhöfer den damaligen Fraktionsvorsitzenden und späteren Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) auf den Plan. Todenhöfer meinte, anstatt um Afghanistan hätte man sich besser um Pakistan gekümmert, anstatt einer Armee hätte man besser ein Sonderkommando geschickt. Struck hingegen verteidigte einmal mehr den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Doch weder der eine noch der andere wurde vom Moderator herausgefordert, seine Karten voll auszuspielen. (pro)