Die Parlamentarische Geschäftsführerin Gabriele Heinen-Kljajic hat in einem Brief die Kritikpunkte ihrer Fraktion geäußert: "Innerhalb der Evangelischen Allianz finden sich christlich-fundamentalistische Positionen wieder, die mit Toleranz und einem aufgeklärten Menschenbild wenig gemein haben."
Verpflichtung zur Neutralität
Die Verpflichtung zur Neutralität verbiete es, den Landtag religiösen Gruppen gleich welcher Konfession für religiöse Handlungen zur Verfügung zu stellen. Bei einer Organisation wie der Evangelischen Allianz erscheine es nicht geboten, von der üblichen Praxis abzuweichen. Deshalb solle der Präsident die Einladung an die Gruppe wieder zurücknehmen, heißt es laut Meldung des Evangelischen Pressedienstes (epd).
Mitglieder der "Evangelischen Allianz" wollen sich am kommenden Montag in der Portikushalle des Parlamentsgebäudes treffen. Landtagsvizepräsident Hans-Werner Schwarz (FDP) soll die Gruppe begrüßen. "Das Gebet wird auf jeden Fall stattfinden", erklärte der Öffentlichkeitsbeauftragte der Evangelischen Allianz Hannover und Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde Hannover, Jan-Peter Graap, im Gespräch mit pro. "Die Vorwürfe, dass wir nicht tolerant sind und ein nicht aufgeklärtes Menschenbild vertreten, können wir so nicht nachvollziehen, da wir ja der Stadt Bestes suchen." Er habe von der Initiative der Grünen auch nur aus der Presse erfahren.
"Wertschätzung der Arbeit hinter den Kulissen"
"Es ist ja kein politisch motiviertes Gebet. Es geht uns als Christen lediglich darum, auch die Arbeit, die hinter den Kulissen des Landtages geschieht, wert zu schätzen", erklärt Graap. 2011 war die Evangelische Allianz Hannover zum ersten Mal im Landtag zu Gast. In diesem Jahr hatte Wolfgang Göke, der Direktor des Landtages, die Einladung wiederholt. Sowohl im Rathaus als auch im Landtag wollen jeweils etwa 20 Christen am Montag zum Gebet zusammenkommen. Zudem weist Graap darauf hin, dass sich Abgeordnete verschiedener Fraktionen, auch der Grünen, im Bundestag und mehreren Landtagen regelmäßig zu Gebetsfrühstücken treffen.
Auf Nachfrage bei der Pressestelle des Niedersächsischen Landtages teilt die Sprecherin Anke Kröger mit, dass eine Absage nicht geplant ist. Landtagspräsident Dinkla hatte den Abgeordneten und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landtag den Flyer zukommen lassen und auf diese Begegnung aufmerksam gemacht. Dinkla wolle das Schreiben aber zum Anlass nehmen, "dass über diese Begegnung und andere vergleichbare Veranstaltungsbegehren im Landtagspräsidium diskutiert" werde.
Die 166. Internationalen Gebetswoche findet vom 8. bis 15. Januar statt. Die 1846 gegründete Allianz ist eine Vereinigung von Christen unterschiedlicher Kirchenzugehörigkeit in mehr als 120 nationalen Zusammenschlüssen. Laut Veranstalter wird die Gebetswoche nicht nur in Deutschland, sondern in mindestens 25 weiteren Staaten veranstaltet.
Die Deutsche Evangelische Allianz als Dachorganisation vertritt Schätzungen zufolge mehr als eine Million evangelikal-pietistisch orientierte Christen aus Landes- und Freikirchen in Deutschland. Sie steht als treibende Kraft hinter Missionsveranstaltungen wie "ProChrist" und "JesusHouse" und hat ihren Sitz in Bad Blankenburg in Thüringen. (pro)