Meinung

Gott oder Baseball? Beides!

Der Spielfilm „The Hill“ hat alles, was man sich von einem schön-kitschigen Sport-Film wünscht. Mit an Bord ist wieder Dennis Quaid, der sich seit einigen Jahren fast ausschließlich christlichen Projekten widmet.
Von Jörn Schumacher
The Hill

Ein „Hitter“ muss im Baseball zwei Dinge können: Den Ball ordentlich mit dem Schläger hauen und schnell rennen können. Rickey Hill konnte von Geburt an nur eines von beiden. Eine unheilbare Krankheit verlieh seinen Knochen die Stabilität von dünnen Ästen, sie brechen immer wieder durch. Doch Rickey hat nun einmal einen Traum, und wenn es um Träume geht, ist ein amerikanischer Drehbuchautor nicht weit. Anstatt zu akzeptieren, dass Baseball vielleicht nach Skispringen die ungünstige Sportart für ihn ist, hat er sich in den Kopf gesetzt, Profi-Baseballer zu werden. Sein Vater, der Pastor, ist verzweifelt. Nach einer wahren Geschichte.

Der Verstand hält es in diesem Film mit Pastor James Hill. Der wirft seinem starrsinnigen Sohn eigentlich exakt die richtigen Wahrheiten an den Kopf: „Du wirst niemals Baseball spielen können. Du kannst nicht einmal rennen. Du wirst ausgelacht werden und dich verletzen.“ Das Herz und der Kinofan aber halten wacker mit Rickey, der einfach nicht wahrhaben will, dass er zwar gut Hitten kann, aber immer die zweite Hälfte eines Hitter-Jobs vergisst: Laufen.

Beiden, Vater und Sohn, ist eine Sache gemeinsam: Sie sind tief gottesfürchtig. Der Sohn kann die halbe Bibel auswendig, und wenn es darum geht, einen Vers zu interpretieren, ist er kaum zu stoppen. Genau das lässt für seinen Vater keine Frage offen: Rickey sollte Pastor werden! Doch da ist eben diese immense Kraft in Rickeys Arm, ein Talent Gottes? Und konnte nicht auch ein David mit einem Stein einen Riesen namens Goliath besiegen? Einen Stein im biblischen Israel mit der Schleuder zu werfen ist ja gar nicht so viel anders als im heutigen Amerika einen Baseball mit dem „Baseball Bat“ zu schlagen.

Gottesfürchtige Texaner mit Fastfood und Ford Mustang

So kitschig und voller christlicher Moral und Musik überladen „The Hill“ auch sein mag, die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn ist theologisch im Kern interessant. Rickey, der von Kindheitstagen mit Metallschienen an den Beinen laufen muss, glaubt fest daran: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40,31) Er zitiert seinen Vater aus einer seiner eigenen Predigten: „Jeder sollte den Ruf zu dem Amt hören, zu dem Gott uns auf die Erde gestellt hat, jeder sollte mit Hingabe genau diese göttliche Bestimmung erfüllen.“ Der Junge merkt nun einmal, wie Gott durch ihn wirkt, wenn er den Baseball schwingt, es ist seine große Bestimmung. Schließlich versteht der Vater den Plan: „Du entscheidest dich für beides, für Gott und Baseball?!“ Rickey antwortet: „Das ist die einzige Antwort!“ Die Botschaft des Films ist durchaus relevant: Jeder muss seinen eigenen Weg finden, wie er Gott verherrlichen kann. Es geht nicht in erster Linie darum, die Ansprüche anderer, etwa der eigenen Eltern, zu erfüllen.

Die erste Hälfte des Films ist noch nett, auffallend gut ist durchweg die Kameraführung. Die zweite Hälfte schlägt dann sehr ins Kitschige um, für manche europäische Augen vielleicht sogar zu viel. Wir sind Zeuge vieler Must-have-Elemente amerikanischer Filmkultur: Der Machtkampf zwischen Vater und Sohn, der mit viel Moral ausgetragen wird, das Fastfood-Essen als Zeichen der höchsten kulinarischen Feierlichkeit und völliger familiärer Unversehrtheit, der Automechaniker in Latzhosen und Baseball-Cap, der im richtigen Moment markige Sprüche von sich geben muss, das texanische „sweetheart“ vom Lande, mit dem der Sohnemann die Nächte auf der Motorhaube seines Ford Mustang verbringen kann, bis hin zum Vater, der den Sport seines Sohnes verachtet, dann aber doch im entscheidenden Moment zum Spiel kommt, um dessen fulminanten Karrierestart mit ansehen zu können. Trotz alledem stellt sich die Frage, ob „The Hill“, der im August in den amerikanischen Kinos anlief und nun auf mehreren Streamingdiensten zu sehen ist, wirklich über zwei Stunden gehen muss. Am Ende kulminiert der Film im großen Kampf Rickey gegen Goliath, der hier zwar Hammer heißt und Batter ist, aber genauso groß ist.

„The Hill“ ist die klassische amerikanische Geschichte vom Underdog, vom Tellerwäscher, der nur genug „faith“ – genug Glaube an sich und an den obersten Amerikaner im Himmel – haben muss, und schließlich trotz schwerster Knochenkrankheit (und übrigens fortgeschrittener degenerativer Wirbelsäulenerkrankung) bis zu den Sternen laufen kann.

Der echte Rickey Hill ist heute 64 Jahre alt und er stehe immer noch vor großen körperlichen Herausforderungen, wie er kürzlich im Interview mit der Christian Post sagte. „Fast jeder Knochen in mir ist gebrochen.“ Dennoch sieht er seine Geschichte als eine Möglichkeit, Gott zu verherrlichen und andere zu inspirieren. Er hoffe, dass Menschen, die den Film sehen, sich fragen: „Was will Gott von mir, dass ich tun soll?“ Vielleicht muss das Herz ja den Verstand besiegen, wenn man das Unmögliche schaffen will. Aber wahrscheinlich liebt Gott einen auch dann, wenn man nicht Profi-Spieler in der amerikanischen Baseball Major League ist.

„The Hill“, Regie: Jeff Celentano, 126 Minuten, seit 25. August in amerikanischen Kinos, und nun auf mehreren Streamingdiensten wie AppleTV, Amazon Prime, YouTube.

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