Der Rapper und Sänger Kanye West, der durch rätselhafte Äußerungen etwa über Sklaven in Amerika und eine enge Verbindung zum US-Präsidenten Donald Trump auffiel, spricht seit einigen Monaten davon, dass er sich zu Jesus bekehrt hat. Sein neues Album handelt davon. Parallel dazu brachte West einen Film heraus, der nur in Imax-Kinos zu sehen ist.
Der Film „Jesus is King“ ist gerade einmal 30 Minuten lang. Dabei handelt es sich um ein großes Musikvideo. Zwischen den Musikstücken, die größtenteils von einem Gospelchor eingesungen sind, werden Bibelstellen eingeblendet. Um die Aufzeichnung eines Gottesdienstes mit Kanye West, wie zuvor oftmals vermutet wurde, geht es nicht.
Kanye West gilt gemeinhin als talentierter Musiker und Komponist. Die Bekehrung zum christlichen Glauben ging allerdings bei Musikern schon oft mit einer Hinwendung zum Gospel einher. So, als versage die eigene kreative Kraft auf einmal, sobald sich jemand an das Thema Glaube heranwagt. Auch für Kanye West steht der Gospel nun im Mittelpunkt, gerappt wird im Film „Jesus ist King“ quasi gar nicht. Und wirklich neu ist das, was man sieht und hört, leider kaum.
Schön anzusehen sind die Aufnahmen, die der Künstler und Fotograf Nick Knight machte. Ein kreisrundes Gebäude beim Roden Krater im US-Bundesstaat Arizona diente als Kulisse. Diese geometrische Form bestimmt den Film künstlerisch. Die Aufnahmen sind alle in einen runden Rahmen gesetzt, meistens in einen Kreis, manchmal eine Ellipse. Vielleicht dient der Kreis ja als Symbol für das Vollkommene, das Göttliche. Der Gospelchor steht also meistens in dem futuristischen Gebäude, direkt über ihm öffnet sich ein rundes Fenster zum Himmel.
Kanye West tritt selbst nicht auf
Das Album (und der Film) sollen seine Begeisterung dafür zeigen, was Jesus für ihn getan hat, sagte Kanye West in Interviews vorab. Allerdings fragt man sich, warum man für dieses Zeugnis und letztendlich eine Aneinanderreihung von Musik-Clips in einem Imax-Kino Eintritt bezahlen soll. Musikliebhaber, die von einem Künstler wie Kanye West mehr erwarten als eine Sammlung von Gospel-Stücken, könnten enttäuscht werden. Kanye West selbst tritt nicht in Erscheinung, er singt nicht, vom Rappen ganz zu schweigen. Einzig die längere Nahaufnahme einer mitreißenden jungen Sängerin bringt in einem Track etwas mehr menschliche Nähe in den Film, der ansonsten sehr von der Kühle der modernen Architektur geprägt ist.
Heutzutage verfügt eigentlich jedes nicht gänzlich veraltete Kino über eine digitale Projektionstechnik, die mit Imax mithalten kann – einem Kino-System mit breitem Filmformat und hoher Auflösung. Hob sich diese Technik vielleicht noch bis vor fünfzehn Jahren von den anderen Kinosälen ab, so kann sie heute eigentlich kaum noch beeindrucken.
Es ist erstaunlich mit anzusehen, wie begeistert der Rapper Kanye West von Jesus Christus ist und wie er seinen Glauben nach außen trägt. Seine privat durchgeführten Gottesdienste sind mittlerweile legendär. Der Film „Jesus is King“ verbreitet die Botschaft des christlichen Glaubens, reißt aber als Kinoerlebnis nicht unbedingt mit. Er ist vor allem für Fans, die ohnehin alles von Kanye West aufsaugen, für Gospel-Liebhaber und für alle, denen ein Kinoeintrittspreis nicht zu viel ist für nette Aufnahmen aus einem interessanten kreisrunden Gebäude in einem Krater in Arizona.
Von: Jörn Schumacher