„Bischof für das Volk“ steht auf dem goldenen Ring von Franz-Josef Overbeck, dem Bischof von Essen. In einem Interview in der Zeit-Beilage Christ & Welt sagte Overbeck, die katholische Kirche müssen sich Fragen nach Demokratisierungsprozessen stellen.
Im Interview mit Christ & Welt sprach der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck über Luxus, das Ehebild der Kirche und seine Krebserkrankung
Overbeck wurde bundesweit bekannt, als er in der Talkshow Anne Will im April 2010 Homosexualität als Sünde bezeichnete. Später relativierte er die Äußerung und sagte in einem Interview: „Es wäre klüger gewesen, in dieser angespannten Stimmung von ausgelebter Sexualität zu sprechen. Das wäre dem Glauben der Kirche entsprechender gewesen. Denn nicht die Veranlagung ist Sünde.“
Der 49-Jährige ist der Jüngste im deutschen Episkopat. 1989 weihte ihn Joseph Ratzinger in Rom zum Priester. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2009 zum Bischof von Essen. Christ & Weltmutmaßt, er sei „vielleicht der künftige Erzbischof von Köln“.
Als bei ihm vor zehn Jahren Krebs diagnostiziert wurde, habe das eine große persönliche Krise ausgelöst, sagt Overbeck. „Natürlich habe ich zunächst mit Gott gehadert. Am Ende hat es meinen Glauben gestärkt und mich als Person relativiert. Ich sehe jetzt alles viel stärker unter der Gerichtsperspektive. Ich frage mich: Hast du so gehandelt, dass du es vor Gott verantworten kannst und dass es zum Wohl der Menschen war? Diese Frage bestimmt seitdem mein Leben.“ Seitdem habe er „keine Angst, vor nichts und niemandem“.
Darauf angesprochen, dass das Kirchenvolk seine Bischöfe nicht wählen darf, sagte Overbeck: „Wir sind in einer Übergangszeit, und wir müssen uns den Fragen nach Demokratisierungsprozessen in der katholischen Kirche stellen. Sie liegen für viele Menschen in der Luft. Der Abt eines Klosters wird gewählt, der Papst wird gewählt. Ich halte viel davon, synodale und andere Gremien wie ein Domkapitel in unterschiedlicher Weise in die Wahl eines Bischofs einzubeziehen.“
Angemessenheit, kein Luxus
Wenn Gläubige aus der Kirche austreten, habe das nicht immer mit der Person des Bischofs zu tun, „sondern mit der Stellung der Kirche in der Gesellschaft und mit den Bindekräften, die sie entfaltet“, erklärte der Essener Bischof. Er ist überzeugt: „Es wächst eine nichtinstitutionelle Verbindung zwischen Mensch und Kirche.“
Auch die Moralvorstellungen in der Gesellschaft hätten sich geändert, und die Kirche komme nicht daran vorbei, ihr Arbeitsrecht zu überdenken, „gerade, was den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen angeht“. Overbeck betont: „Die Unauflöslichkeit der Ehe steht nicht zur Disposition, ganz gleich, wie viele Ehen scheitern und was die Befragung des Papstes ergibt.“ Overbeck erklärte: „Natürlich ist die Sexualmoral nicht unwichtig, weil sich daran zeigt, wie sich die kirchliche Lehre im Alltag leben lässt. Aber die Sexualmoral ist nicht das Zentrum des Glaubens.“ Das Geschlechterverhältnis sei eines der zentralen Zukunftsthemen. „Papst Franziskus hat zwar wie seine Vorgänger gesagt, über die Frauenweihe sei entschieden. Ich bin mir sicher, dass wir uns der Frage nach der Plausibilität dieser Antwort dauerhaft stellen müssen.“
Papst Franziskus hatte gesagt, er möchte keine Priester in neuen Dienstwagen sehen. Christ & Welt fragte Overbeck, der laut Recherche des Magazins Spiegel von Oktober 2013 einen VW Phaeton fährt: „Passiert ist in den deutschen Fuhrparks nichts. Wenn Benedikt das gesagt hätte, hätten Sie Ihren Dienstwagen sofort verkauft, oder?“ Overbeck antwortete: „Ach was, ich hätte ihn nicht verkauft. Ich brauche ein angemessenes Auto, weil ich darin arbeiten muss. Ich lebe normal. Zur Leitung gehört ein kühler Kopf. Wir reden über Angemessenheit, nicht über Luxus. Man sagte mir auch, dass im Vatikan nun jeder sein Goldkreuz gegen ein Blechkreuz ausgetauscht hat. So etwas mache ich nicht.“ (pro)
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